Sein Grab liegt auf dem Friedhof in Teltow, ansonsten bleibt einer der wichtigsten Wegbereiter der modernen Industrie fast vergessen: Paul Mamroth.

Er war an der Gründung von vielen bekannten Firmen beteiligt, er war ein begnadeter Financier der AEG und er engagierte sich stark im gesellschaftlichen Leben der Teltower St. Andreaskirche: Paul Mamroth. Er wohnte in Seehof und fand seine letzte Ruhestätte in Teltow. Das Mausoleum auf dem Friedhof wurde von Günter Duwe wiedergefunden, als er zu Mamroths Leben recherchierte.

Mamroth: AEG-Urgestein und Finanzberater von Emil Rathenau

Die Finanzen hatte er in seiner Heimatstadt Breslau erlernt, wo er 1859 geboren wurde, und anschließend zog es ihn nach Berlin. Er war ein Kind jüdischer Eltern, was angesichts des bevorstehenden Holocausts sein posthumes Ansehen beeinflusste. Das mag der Grund gewesen sein, wieso er etwas in Vergessenheit geraten ist. Er machte bei verschiedenen Banken Berlins Karriere und traf 1883 auf den 21 Jahre älteren Emil Rathenau.

Dieser hatte zwei Jahre zuvor die Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektrizität mit gekauften Lizenzrechten gegründet. Das Unternehmen sollte später als Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft mit dem Kürzel AEG weltberühmt werden. Der Sohn von Emil Rathenau, das nur am Rande, war der frühere Außenminister Walter Rathenau, der von Rechtsradikalen ermordet wurde.

Paul Mamroth führte in der AEG die Finanzen, was durchaus von Erfolg gekrönt war. Unter seiner Weitsicht finanzieren sie in die damals noch neue Funkübertragung, deren Erfolg 1897 sich in einer Übertragung von der Sarower Kirche über die Glienicker Brücke bis zur Matrosenstation in Potsdam darstellte. Die Funktechnik hat den Schiffsverkehr revolutioniert, denn zuvor kommunizierte man auf Schiffen mittels Flaggen. Aus der Innovation wurde 1903 zusammen mit Siemens (& Halske) das Unternehmen Telefunken gegründet, deren Betriebsgelände sich an der Goerzallee in Lichterfelde befand.

Die AEG überstanden mit Mamroths Finanzkünsten sowohl Krieg, wobei sie selbst auch kriegsrelevante Produkte herstellten, als auch Inflation. Paul Mamroth war aber nicht nur oberster Finanzchef in Rathenaus Firma, er wurde auch zu einem engen Vertrauten von Emil Rathenau, der 1915 an Diabetes starb.

Mamroth ehelichte 1894 Elsa Sabersky, die Tochter des Gutseigners Teltow-Seehof, Max Sabersky, der Seehof zum Villenviertel machte. Gemeinsam bezogen sie 1905 eine der herrlichsten Villen im damaligen Viertel, die aus Holz und im alpenländischen Stil errichtet wurde. In Sichtweite stand übrigens damals ein 30 Meter hoher Holzmasten zur Funkübertragung. Das erinnert an den Sendeturm, der sich nun bei Siegridshorst befindet.

Schon ein Jahr nach dem Einzug, 1906, verstarb Mamroths Frau im Alter von 31 Jahren. Sie wurde, wie später auch Paul Mamroth, auf dem Friedhof in Teltow beigesetzt. Mamroth heiratete 1923 die Sängerin Elisabeth Saatz. 1906 war Mamroth zum evangelischen Glauben übergetreten und war ein beliebter Teil der Teltower Kirchengemeinde, für die er sich regelmäßig stark machte.

Ab 1902 war Paul Mamroth ein wichtiger Financier der Berliner Automobilisten und er engagierte sich für den Bau der AVUS-Rennstrecke durch den Grunewald. Da die AEG ab 1910 auch Flugzeuge baute, wurde Mamroth 1918 Zeuge der Geburt der Deutschen Luft-Reederei GmbH, die 1926 als Lufthansa firmierte und wo er im Aufsichtsrat saß. Es war eine der vielen Firmen, an deren Entwicklung Mamroth maßgeblich beteiligt war; darunter fanden sich beispielsweise die Lausitzer Glaswerke AG, der Automobilklub, die Heinrich-Hertz-Gesellschaft und Osram.

Mamroth während der NS-Herrschaft

Mit dem Aufstieg der Nazis kam sein Abstieg. Er wurde 1933 aus der IHK gedrängt und bald genötigt, seine Ämter in den Firmen niederzulegen. Zwar war Mamroth seit 1906 protestantischen Glaubens, aber die Nazis verkrüppelten die Glaubensfrage um das Judentum zu einem Biologismus, bei dem die Herkunft zählte.

So musste auch Mamroth die sogenannte Helldorff-Abgabe leisten. Dies war eine Zwangssteuer für wohlhabende jüdische Menschen. Diese Abgabe erließ der Polizeipräsident Wolf-Heinrich von Helldorff ohne eine rechtliche Grundlage. Helldorff war übrigens nicht nur der Polizeipräsident von Berlin, er war seit 1935 auch Mamroths Nachbar in Teltow-Seehof.

Im November 1938 wurde Mamroth die Ehrenwürde der TH Berlin aberkannt und im Terror der sogenannten Reichspogromnacht entlud sich der sinnbefreite Hass der Nazis gegen die jüdische Bevölkerung. Kurz darauf erlitt Paul Mamroth in seiner Villa einen Hirnschlag. Ein Zusammenhang zu den antisemitischen Vorfällen kann nur vermutet werden, aber liegt doch nahe. Er wurde auf dem Friedhof von Teltow begraben.

Sein Haus in Berlin in der Nähe des Tiergartens wurde 1941 auf Anweisung von Albert Speer zu dessen Atelier. Allerdings war es das nur kurz, da es im selben Jahr im Bombenhagel zerstört wurde.

Trotz seiner Verdienste um die deutsche Wirtschaft, um zahlreiche Unternehmen – allen voran die AEG – blieb Paul Mamroth der Ruhm lange versagt. Dass man heute um seine Grabstätte und seine Verdienste weiß, ist auch dem Teltower Stadtforschers Günter Duwe zu verdanken.

Wo liegt das Grab der Familie Mamroth?

  • Friedhof Teltow
  • Weinbergsweg 1
  • 14513 Teltow
  • GPS: 52.40134303032523, 13.256623805441736

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