Der letzte und sinnlose Versuch der Wehrmacht, den Vormarsch der Sowjets zu verlangsamen: Die Sprengung der Brücken von Potsdam nach Berlin über den Teltowkanal.
Im April 1945 stand die Rote Armee an der Grenze zu Berlin, was sich im Süden über weite Strecken entlang des Teltowkanals zieht. Wie die Sowjets diese Linie überschritten, steht in dem Artikel Wie der Zweite Weltkrieg rund um den Teltowkanal endete. Doch die Wehrmacht, die bekannt für ihre desaströsen Vorgehen war, wollte den Vormarsch zumindest verlangsamen und sprengte die Brücken vor dem Rückzug. Der Teltowkanal sollte als natürliche Barriere eine Linie bilden, wo man den Feind aufhalten wollte.
Die Brücken waren bisher weitgehend vom Krieg verschont geblieben. Nun sollten sie fallen, und zwar mit Sprengstoff. Einige Brücken wurden schon Tage vor dem Eintreffen der Roten Armee gesprengt, andere erst in letzter Sekunde. Die Envar-Pascha-Brücke, die vormals die Babelsberger Brücke hieß, erlaubte die Querung des Teltowkanals von Potsdam in Richtung Berlin. Heute führen an der Stelle der nur noch Rohre und Kabel über den Teltowkanal.
Die Wehrmacht sollte diese Brücke sprengen. Also befehligte ein Offizier dies von der Nordseite aus. Die heranrückende Rote Armee war mit ihrer Artillerie bereits zu hören. Die Sprengung erfolgte, doch die Brücke blieb stehen. Wie aus Dokumenten des Heimatmuseums Zehlendorfs hervorgeht, hob die Sprengkraft die Brücke kurzzeitig aus den Angeln, doch sie fiel wieder herunter und blieb somit intakt, wenn auch nicht für heutige Definitionen.
War das etwa Absicht? Die das Vorhaben kontrollierende SS sah es wohl so, denn verantwortliche Offizier der Wehrmacht wurde dafür erschossen und eine neue Sprengung wurde angesetzt. Dieses Mal stürzte die Brücke ein. Den sowjetischen Vormarsch konnte das nur kurz aufhalten, bereits am 26. April setzten sie auf der Nordseite über. Nicht nur die Brücken wurden an der Stelle gesprengt, auch die Schiffe und Boote wurden versenkt, sodass die sowjetische Armee nicht einfach übersetzen konnte.
Die Glienicker Brücke sollte ebenfalls gesprengt werden, weshalb man bereits Sprengladungen angebracht hatte. Aber es gab die Idee, dass Panzer die Verteidigung Potsdams verstärken sollte. Als diese Panzer über die Brücke rollten, feuerte die Rote Armee mit ihren Stalinorgeln und traf dabei den Sprengstoff der Deutschen. Die Brücke war jetzt nicht mehr befahrbar. Das führte dazu, dass die Sowjets erst zum ersten Mai Klein-Glienicke auf der Nordseite des Teltowkanals erreicht hatten. Damit war der Weg nach Wannsee frei, wo sich die Verteidiger von Zehlendorf versteckten.
Zu den hohen Verlusten der Angreifer trug auch eine französische Division der Wehrmacht bei. Denn sie wussten, sie hatten weder eine Heimat, in die sie zurückkehren konnten, noch wollten sie in sowjetische Gefangenschaft kommen. Sie kämpften sinnlos aber erbittert bis zum Schluss.
Wo war die Envar-Pascha-Brücke?
- Glienicke
- 14482 Potsam