Auf der Anhöhe über dem Wannsee befindet sich das Borussia-Monument zusammen mit einer Büste von Bismarck und einer Villa. Wie das alles zusammenpasst:

Vis-à-vis des S-Bahnhofs Wannsee liegt ein kleiner Park, den man besucht haben sollte. Nicht nur wegen der herrlichen Aussicht über den Wannsee mit den Hunderten Schiffsmasten im gegenüberliegenden Jachthafen, sondern auch wegen der Geschichte dieses Platzes.

Am Sandwerder | Villenkolonie Wannsee

Man spricht von der Wannseedüne oder auch Haveldüne, die rund 25 Meter oberhalb des Wannsees thront. Man sollte etwas Zeit mitbringen, um den Blick über das Wasser gleiten zu lassen, an dessen Ufer eine Treppe führt.

Dieser Bereich von Wannsee wurde in den 1870er Jahren als Villenkolonie erschlossen. Bis heute steht eine Villa in unmittelbarer Sichtweite dieses Parks, der teils mal zu dieser Villa gehörte. In die gleichen Jahre fiel die Eröffnung des S-Bahnhofs Wannsee, was die Attraktivität als Wohnort erhöhte.

Der Name Sandwerder bezieht sich auf den früheren Namen von Schwanwerder, der 1901 geändert wurde. Fünf Jahre zuvor wurde die Straße ‚Am Sandwerder‘ – bis 1933 – in ‚Friedrich-Karl-von-Preußen‘ umbenannt.

Friedrich Karl war der Eigentümer des Areals. 1859 kaufte er das Bauerngut Neu-Zehlendorf, das sieben Jahre später zu einem Rittergut aufstieg. Und er war auch der Grund für die Namensänderung der damaligen Teltower Heide in ‚Düppel‘. Zu seinem Besitz gehörte auch das ebenfalls nicht mehr existierende Jagdschloss Dreilinden. Sein Gebiet erstreckte sich bis zum Wannsee.

Borussia-Moment in Wannsee

Die erste auf dieser Seeseite erbauten Villa war die Villa Wild.  Sie steht im Hintergrund zur Borussia-Statue, welche die Personifikation Preußens darstellt und am höchsten Punkt steht. Sie schaut, den Kopf geneigt, wachend über den Wannsee.

Auf dem höchsten Punkt in diesem Park steht die Borussia-Figur über den Wannsee wachend. Sie wird auf einem Sockel emporgehoben und von einer neobarocken Begehung umgeben, die auch einen Balkon zur Seeseite hat.

Die überlebensgroße Figur der Borussia ist von 1880. Die barocken Formen kokettieren die antikisierende Figur, die einen Lorbeerkranz trägt und dessen Ursprung im römischen Imperium als Ausdruck von Macht und Sieg zu suchen sind.

Borussias sind zuweilen militanter hervorgehoben – nicht selten mit Schwert, Schild, Speer oder Helm. Aber diese Figur weist einen Harnisch auf und ein Beutel hängt am Gurt. Vielleicht ein Geldbeutel und Verweis auf den Unternehmer Wild. Unter der Figur steht eingemeißelt sowohl die Steinmetzwerkstatt, P. Wimmel & P. Rasche, als auch der Künstler, Eduard Luerssen, und Architekt E. Sputh. Auf der Rückseite ist die damalige Adresse des Steinmetzes zu sehen.

Der Bauherr der Wild-Villa, Emil Otto Wild, kaufte sich auf der Berliner Gewerbeausstellung 1880 im Treptower Park zwei Borussia-Anlagen und kombinierte sie hier, da dieser Teil des Parks bis 1975 zum Privatgarten der Villa gehörte.

Neben der Borussia ist vor allem noch eine große Bismarckbüste zu sehen. Einige weitere Kunstwerke aus diesem Garten wurden in den letzten Jahrzehnten eingelagert, um sie vor der Zerstörung zu bewahren.

Borussia: Namensherkunft und Bedeutung

Das Wort ‚Preußen‘ lautet, ins Lateinische übersetzt, Borussia. Damit ist klar, woher der Name kommt. Doch was hat es mit dieser Frau auf sich? Mit dem um sich greifenden Nationalismus des 19. Jahrhunderts entstand ein Wettbewerb, der im 20. Jahrhundert im Krieg endete. In dieser Zeit der nationalen Zuwendung war es chic, sich eine Frauenfigur zu inszenieren und auch die Nationalhymnen entstanden in dieser Zeit.

In Frankreich wurde eine Frau mit einer bestimmten Mütze, konkret: dem antiken Symbol der Sklavenbefreiung, zur Ikone der Französischen Revolution. Ihren Namen, Marianne, erhielt sie erst später. Da wollten die Deutschen nicht nachstehen und entwarfen die Germania und die Preußen später die Borussia. Eine Statue der Borussia, durch Christian Daniel Rauch geschaffen, befand sich beispielsweise am Stadtschloss.

Die Verbildlichung Preußens als auch der anderen Nationen als Frau hatte wohl mehrere Gründe. Die Frau als Mutterland, mit welchem der männliche Monarch ‚verheiratet war‘ und des Weiteren referiert es sich auf eine antike Tradition.

Auch die preußische Hymne, die es nie offiziell war, lautete Borussia. Das von Freiheit, Gerechtigkeit, Siegesmut, Tugenden und selbstverständlich vom König handelnde Lied, war eine Komposition von Gaspare Spontini mit einem Text von Johann Duncker. Eine Adaption für das Deutsche Kaiserreich ab 1871 misslang.

Die Personifikation Preußens war Ausdruck des neuen Nationalstolzes, welcher sich durch die Befreiungskriege (von Napoleon) entwickelte. Als das Villengelände am Wannsee bebaut wurde, war der Run auf diese Figuren enorm, schließlich war Deutschland unter Preußen vereint worden.

Bismarck-Büste im Park des Borussia Monuments

Die Vereinigung des Deutschen Reichs 1871 erzielte der damalige Reichskanzler Otto von Bismarck mit etwas Schmiergeld, einigen Deals und einem Krieg gegen Frankreich. Ihm wurde in Berlin in vielen Formen Ehre zu teil. Straßen tragen seinen Namen und Statuen zeigen sein Gesicht.

In dem ursprünglich kleineren Park, das an den ehemaligen Villengarten mit der Borussia angrenzte, stand damals eine riesige Büste von Bismarck. Sie war aus Marmor gehauen und stand weithin sichtbar auf einer Säule. Das Kunstwerk von 1903 schuf Reinhold Begas.

Nach dem das US-Militär über das Gebiet befehligte, wurde die Büste demontiert und eingelagert. Sie wurde in den 2000er Jahren wieder fitgemacht und 2013 ohne die ursprüngliche Pickehaube und nicht an dem originären Ort wieder aufgestellt. Das ‚Eiserne Kreuz I. Klasse‘, eingelassen auf der linken Seite, war ein Weihnachtsgeschenk des Kaisers Wilhelm I. 1870. Bismarck wirft seinen Blick, soweit ich mich nicht täusche, in Berlins Zentrum.

Bismarck war ein großer Stratege und Machtpolitiker, bei dem es in erster Linie um Preußen und den König ging. Mit Sozialistengesetzen, Kriegen und einem autoritären Stil war er trotz des heute so vertrauten Titels eines Kanzlers keineswegs ein Freund der Demokratie. Die ersten Ansätze der Sozialversicherung sind ihm zuzuschreiben, allerdings fürchtete er diese originär kommunistischen Ideen würden eine Revolution initiieren. So muss festgehalten werden, dass Bismarck die Leiden der Arbeiterschaft allein aus machtpolitischem Kalkül und widerwillig erleichterte.

Die Fotos stammen größtenteils von Jochen Schulze Buschoff. Vielen Dank für die Erlaubnis zur Veröffentlichung!

Wo befindet sich das Borussia-Monument?

  • Am Sandwerder 1
  • 14109 Berlin-Wannsee

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