Am Hindenburgdamm liegt das Gutshaus Lichterfelde, das man auch Carstenn-Schlösschen nennt, und dahinter befindet sich der Schlosspark Lichterfelde.
Direkt neben dem Benjamin-Franklin-Krankenhaus liegt das Gutshaus Lichterfelde. Zuweilen wird es auch das Schloss Lichtefelde genannt, da der dazugehörige Park als Schlosspark Lichtefelde bezeichnet wird.
Gutshaus Lichterfelde alias Carstenn-Schlösschen
Eines der prächtigesten Häuser entlang des Hindenburgdamms ist das Gutshaus Lichterfelde. Wann an der Stelle das erste Haus errichtet wurde, ist unbekannt, aber es war wohl der Sitz des Adels im Mittelalter.
Die erste urkundliche Erwähnung von „Lichtervelde“ war 1289, wobei die Rede von einem Arnoldus de Lichtefeld war. Vermutlich wurde Lichterfelde um 1230 von flämischen Siedelnden gegründet. Ob sie den Ortsnamen mitgebracht haben oder sich vielleicht an ihre Heimat erinnert fühlten, ist unklar.
Danach waren die von Britzkes in der Residenz ansässig und es wechselten sich innerhalb weniger Jahre mehrere Bewohner ab. Im 18. gab es den Vorgängerbau schon nicht mehr. Dieser wurde durch einen Brand 1631 zerstört. 1780 wurde das heutige Gutshaus auf dem Fundament der Ruine errichtet. Es diente vermutlich als Wohnsitz des Erbauers von Quast. Aus dieser Zeit dürfte der Mittelteil des Gebäudes stammen. Den Baustil nennt man Klassizismus, welcher den Nachfolgestil der Historismus darstellt.
Im Jahr 1865 kaufte Johann Anton Wilhelm von Carstenn das Haus von dem überschuldeten Lichterfelde und machte es zu seinem Domizil. Carstenn fügte dem Gebäude die Seitenteile hinzu. Daher trägt der Prachtbau auch heute noch seinen Namen: „Carstenn Schlösschen“. Nach hinten ist es nicht weniger prunkvoll und wartet mit einer breiten Treppe zur großen Terrasse auf.
Villenviertel Lichterfelde im 19. Jahrhundert
Carstenn kaufte nicht nur das Gutshaus, sondern weite Teile von Lichterfelde und machte daraus ein Villenviertel. Er war also ein Immobilienspekulant, der die Grundstücke erschloss und an reiche Familien verkaufte.
Da der Verkauf der Grundstücke nur schleppend voranging, schenkte er dem Preußischen Staat 1871 ein Grundstück von 21 Hektar Fläche. Dort entstand eine Kadettenanstalt und das förderte den Verkauf der Grundstücke an Offiziere, die zu der Zeit aus Adelsfamilien entsprangen.
Der Immobilienhändler hatte die Idee aus Großbritannien mitgebracht: Ein ganzes Areal voller Villen für Reiche. Schon zuvor hatte der Carstenn in Marienthal bei Hamburg Derartiges entwickelt. Neben Lichterfelder erwarb Carstenn auch Giesendorf und das Rittergut Wilmersdorf.
Die erste Villa in Lichterfelde war das Anwesen von Friedrich Drake, das sich in der Karwendelstraße (damals Mühlenstraße) befand. Die Gemeinde Lichterfelde baute auch gegen die Vorstellungen des damals angehörigen Kreises Teltow im Jahr 1884 eine Schule. Das Rathaus wurde erst zehn Jahre später erbaut.
Während der Ausbauphase entstanden vor allem neogotische und neoromanische Bauten mit barocken Anleihen. Es war der Stil der Zeit, der als Historismus bekannt wurde. Carstenn wurde 1873 in den Adelsstand erhoben und starb 1896 in Schöneberg. Bis 1900 hielt der Boom an und endete mit der Wirtschaftskrise der 1920er Jahren. Im Jahr 1924 kaufte die Stadt Berlin das Haus. Heute steht es unter Denkmalschutz.
Nachkriegszeit im Gutshaus Lichterfelde | Stadtteilzentrum Steglitz
Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs veränderten das Gesicht des Viertels und die Villen, sofern noch existent, traten in den Hintergrund. Nachdem in diesem Teil Berlins der US-amerikanische Sektor entstand, wurde das Gutshaus von der Siegermacht übernommen.
Sie gründeten hier ein Nachbarschaftsheim, das 1948 vom Nachbarschaftsheim Steglitz e. V. angemietet wurde. Sie verhinderten 1948 auch den Abriss des Gebäudes. Seit den 1970er Jahren wird das Gebäude komplett von dem gemeinnützigen Verein genutzt. Seit 1982 ist darin eine KiTa und ein Hort integriert, welche über einen abschließbaren Spielplatz neben dem Gutshaus verfügen. Der Verein meldete 1999 Insolvenz an und das Stadtteilzentrum Steglitz e. V. übernahm die Räumlichkeiten.
Das Stadtteilzentrum Steglitz bietet Soziale Arbeit, Kinderbetreuung und ein Senior*innenprogramm an. Der soziale Verein betreibt im Gutshaus Lichterfelde eine Fahrradwerkstatt mit Hilfe zur Selbsthilfe und es findet sich dort auch das Nachbarschaftscafé, das von Montag bis Donnerstag einen offenen Kaffeebetrieb hat. Jeweils von 10 Uhr bis 16 Uhr und mittwochs bis 14 Uhr.
Naturschutzgebiet und Schlosspark Lichterfelde
Wenn man dem Teltowkanal von Berlin aus nach Südwesten folgt, kommt man an einer Abzweigung nach dem Benjamin-Franklin-Krankenhaus vorbei, die zum Schlosspark und zum Gutshaus Lichterfelde führt. Der 5,7 Hektar große Park wird um einen eingezäunten Bereich ergänzt, der seit 1923 unter Naturschutz steht und seit 1986 ein Naturschutzgebiet (NSG) darstellt. Das Betreten ist verboten.
Das Naturschutzgebiet ist der Rest des einstigen Bäketals. Heute macht der Teltowkanal einen Teil der Strecke aus. Vor dem Bau des Teltowkanals zog sich der Bach Bäke von Steglitz über den Teltowsee und den Schönowsee bis zum Griebnitzsee. Die Seen hat der Teltowkanal geschluckt. Der Stichkanal ist ein Überbleibsel des Schönowsees.
Vor allem die Vögel wie Spechte oder auch die Nachtigall zählen den Schlosspark zu ihrem Revier. Der Park geht in seiner Gestaltung auch auf den Carstenn zurück. Er ließ den Park 1867 gestalten, wobei die Stadt den Park 1950 umgestaltete.
2013 wurde der Baumbestand im Park ermittelt. Es stehen 295 Bäume wie Plantanen, Robinien, Ahorn oder Pappeln im Schlosspark. Sie sind mitunter bis zu 140 Jahren alt und über drei Meter hoch. Es gibt ruhige Ecken und im Frühjahr sieht man Schneeglöckchen oder den Sibirischen Blaustern hier wachsen. Ein Rundweg führt hindurch und für die Kleinen gibt es im östlichen Bereich einen Spielplatz mit Kletterburg, Schaukeln und Rutschen.
Jedes Jahr ist der Schlosspark Schauplatz des Kunstmarkts der Generationen. Während die Kunstschaffenden ihre Exponate ausstellen und darbieten, kann das geneigte Publikum den Veranstaltungen auf der Bühne in der Mitte des Parks folgen oder sich mit Kaffee und Kuchen versorgen. Die Kinder können sich Schminken lassen und die Interessierten die Kunstschaffenden kennenlernen.
Wo befindet sich das Gutshaus Lichterfelde mit dem Schlosspark und dem Stadtteilzentrum Steglitz?
- Hindenburgdamm 28
- 12203 Berlin
- Bus 283, 285, M85
- Homepage Stadtteilzentrum Steglitz