Wo heute das TBR (Teltower Baurecycling) seinen Sitz hat, war früher der Gasthof „Alter Dorfkrug“. Die Geschichte der ersten Wirtsleute des „Alten Dorfkrugs“ ist überliefert.

Wer sich auf den Weg zwischen Teltow und Zehlendorf macht, wird in der Nähe der Knesebeckbrücke schon mal ein schlossähnliches Areal am Teltower Damm gesehen haben. Ein durchaus gelungenes Gebäude-Ensemble mit Turm und Gebäuden samt Fachwerkanleihen. Doch der Hof ist längst nicht so alt, wie es das schöne Arrangement glauben machen will. Es ist bzw. war kein Adelssitz und war auch nicht der Rittersitz von Schönow. Es ist ein Standort des TBR (Teltower Baurecycling).

TBR Teltower Damm 300
TBR, Teltower Damm 300. Wo einst der „Alte Dorfkrug“ stand.

Auch dieses Areal, das erst nach der Wende umgebaut wurde, hat eine lange Geschichte. Wo heute das TBR ist, stand für lange Zeit der „Alte Dorfkrug“ von Schönow. Eine beliebte Gastwirtschaft, die von den Eheleuten Bartolo im 19. Jahrhundert gegründet wurde. Der Mann Bartolo kam aus Italien, was den Alten Dorfkrug gewissermaßen zum „Italiener“ von Schönow machte, nur die Pizza fehlte noch. Der Ruf des Hauses litt aber in der Nachkriegszeit, sodass auch die Polizei des Öfteren dienstlich auftrat.

Alter Dorfkrug | Geschichte der Wirtsleute im 19. Jahrhundert

Das Dorf Schönow verfügte schon ab 1820 über die Kneipe „Alten Dorfkrug“. Das Wirtshaus am Teltower Damm existiert nicht mehr. Es wurde für den jetzigen Bau abgerissen. Schönow und auch dieses Wirtshaus wurden von der Kirche St. Andreas in Teltow verwaltet. Daher weiß man noch recht viel über die Betreibenden des „Alten Dorfkrugs“ und die Geschichtsdaten der kleinen Gemeinde, die erst 1894 in die Zehlendorfer Verwaltung integriert wurde.

Der Wirt war ein Italiener namens Peter Bartolo. Er betrieb die Wirtschaft zusammen mit seiner Ehefrau Marie Bartolo. Marie war die Tochter eines einheimischen Bauern mit Namen Haupt. Offiziell war die Frau die Betreiberin der Gaststätte. Die Hochzeit der Eheleute fand am 29. Dezember 1816 in der Kirche in Teltow statt. Über den Gastwirt Peter Bartolo ist recht viel bekannt. Er wurde 1785 in der Nähe von Rom geboren und war zunächst Soldat des 5. italienischen Regiments. Bevor er 1820 mit seiner Frau die Wirtschaft eröffnete, verdingte er sich als Tagelöhner und Kleinbauer. Weil sie dann den „Alten Dorfkrug“ bewirtschafteten, wurden sie von den Menschen in Schönow „Krüger“ genannt.

Bartolo starb am 22. Dezember 1828 an der Wassersucht, was meist mit einem Herzfehler einhergeht. Noch an Weihnachten 1828 wurde der Gastwirt aus Italien auf dem Friedhof am Teltower Damm begraben. Er hinterließ seine Frau Marie und sechs Kinder. Wie es in den Kirchenbüchern aktenkundig wurde, heiratete Marie danach noch zwei Mal. Am 7. Februar 1830 heiratete sie einen sieben Jahre jüngeren Johann Schmidt aus Ahrensdorf. Die Hochzeit fand selbstverständlich wieder in der Stadt Teltow statt.

Friedhof Schönow Teltower Damm
Friedhof Schönow Teltower Damm

Trotz des neuen Namens wurden die Eheleute Schmidt weiterhin als Krüger bezeichnet, denn auch ihr Lebensmittelpunkt blieb die Kneipe am Teltower Damm. Doch der Mann starb bereits im Mai des folgenden Jahres an einer Lungenentzündung. Der nächste Mann war zehn Jahre jünger. Sie heiratete den Friedrich Wilke aus Stangenhagen am 16. Dezember 1832, ein halbes Jahr nach dem Tod ihres zweiten Mannes. Die Ehe hielt zehn Jahre. Im Jahr 1842 ließen sich Marie und Friedrich scheiden. Das war für die Zeit des 19. Jahrhunderts keineswegs der Normalfall.

Das mag mit der Stellung des Ehemanns zu tun gehabt haben. Er war nicht nur Wirt, sondern auch der Dorfschulze von Schönow. Des Weiteren war er Pächter des Ritterguts von Schönow, das sich dort befand, wo heute Aldi steht. Offenbar war der Mann auch der Treiber der Scheidung, denn er heiratete noch im selben Jahr seine neue Frau Friedrike Rensch. Dann verliert sich seine Spur im Dunkel der Geschichte.

Marie Krüger, geborene Haupt, verwitwete Bartolo, verwitwete Schmidt und geschiedene Wilke, starb im hohen Alter von 92 Jahren an Altersschwäche. In den drei Ehen brachte sie acht Kinder zu Welt. Wie es in den Kirchenbüchern vermerkt ist, erlitt sie auch eine Fehlgeburt. Ihr Todestag war der 5. Juni 1882.

Alter Krug | Kneipe der Nachkriegszeit

Bis in die Nachkriegszeit existierte das Gasthaus „Alter Krug“ in Schönow. Doch die Spelunke an der Grenze zur DDR hatte einen gewissen Ruf. Wie Dietmar W! Mietzner herausfand, war die Polizei des Öfteren Gast im „Alten Krug“, jedoch aus beruflichen Gründen. Immer wieder kam es zu Streitigkeiten, die auch in Gewalt ausbrachen. In der Gegend mieden viele dieses Etablissement, da die Kundschaft mehr berüchtigt als berühmt war.

Das Gebäude war bis in die Postwendezeit existent. In alten Karten wird das Areal als Behindertentreff beschrieben. Dazu finden sich jedoch keine weiteren Hinweise. Erst mit dem Bau des TBR endete die Geschichte dieses speziellen Hauses.

Viele Daten des Texts sind Schriften des Heimatmuseums Zehlendorf entnommen.

Wo war das Gasthaus „Alter Dorfkrug“?

  • Teltower Damm 300
  • 14165 Berlin-Zehlendorf
  • GPS: 52.40647830410247, 13.267982795441288

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