Ein Besuch des Heimatmuseums Zehlendorf ist lehrreich und sehr zu empfehlen – für alle aus der Region oder für jene, die zu Besuch sind.

Die Geschichte von Zehlendorf reicht weit zurück und hat viele bekannte Persönlichkeiten und viele historische Ereignisse hervorgebracht. Wenn man die Chance hat, sollte man sich von den Mitgliedern des Vereins in diese Geschichte einweihen lassen.

Das Heimatmuseum Zehlendorf hat seinen Sitz im ehemaligen Schulhaus und ist die Nachfolgeorganisation des Ortsvereins von 1886. Die vielen Ausstellungsstücke sind in drei Räumen ausgestellt, sodass man hier seinen Blick mit einer versierten Detailverliebtheit schweifen lassen muss. Der vierte Raum ist für wechselnde Ausstellungen reserviert.

Heimatmuseum Zehlendorf | Ein Rundgang

In vier Räumen präsentiert das Heimatmuseum Zehlendorf geschichtliche Highlights aus Zehlendorf. Wenn man in das Museum eintritt, beginnt man rechter Hand mit einem Modell des Dorfs Zehlendorf, wie es sich im 19. Jahrhundert darbot. Der Name Zehlendorf kommt vom slawischen Cedelendorp und meinte bedeutet sinngemäß Siedlung. Mit der Lage an zwei wichtigen Verkehrsachsen wird Zehlendorf ein Angerdorf, das einen zentralen Platz hat. Übrigens: Über dem Modell hängt eine Eissäge, mit der man früher das Eis aus dem Wasser sägte und dann kühl im Eiskeller aufbewahrte.

Das Museum beherbergt zahlreiche Raritäten, wie einen Tresor mit dem Buch der Stadtverordnung und dem Schulzenstab oder Schulzenstock. Es war die Insigne des Dorfschulzen, was heute ein Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin wäre. Die Hauptaufgaben des Schulzen waren damals die Abgaben für den Grundherrn, das Kloster Lehnin, einzusammeln und Verbrechen zu melden. Die Zehlendorfer Ausgabe des Schulzenstabs besteht aus Rotbuche und misst rund einen Meter in der Länge. Später wird die Amtskette ein wichtiges Kennzeichen des Bürgermeisters und das Heimatmuseum ist im Besitz der Amtskette von Zehlendorf. Denn seit 2000 ist jene Amtskette aus Steglitz, die des Bürgermeisters von Steglitz-Zehlendorf.

Zehlendorf war die längste Zeit ländlich geprägt und so sind auch etliche Werkzeuge und Gegenstände der Landwirtschaft ausgestellt. Dazu gibt es auch alte Landkarten und einen Grenzstein. Bis 1807 galt in Zehlendorf das alte Recht der Gutsherrschaft. Der Umbau der Wirtschaft, die Separation, dauerte in Zehlendorf bis in die 1850er Jahre. Damit wurde die Leibeigenschaft aufgehoben, freier Erwerb von Grundeigentum möglich und Grundstücke konnte als Bauland ausgewiesen werden.

Dem Teltowkanal ist im Museum eine ganze Ecke gewidmet. Zu sehen sind alte Bilder und Karten sowie ein Schild, das auf den Treidelweg hinweist. Denn früher wurden die Schiffe die Strecke bis zum Schönower See (gibt es nicht mehr) gezogen. Auch die alte Knesebeckbrücke ist mit Bildern der Eröffnung mit dem Kaiser zu sehen.

Zudem finden sich technische Errungenschaften wie der Vorläufer der Schallplatte im Heimatmuseum: den Lochplatten-Spielkasten von Kalliope. Der Gründerzeit mit ihren Erfindungen und dem wirtschaftlichen Aufschwung wird viel Platz gegeben. Zwischen Schildern, Fotografien, Möbeln und einer Kassierkasse, findet sich sogar Puppenwagen. Auch das Verhältnis von Zehlendorf und dem Kaiser wird in einer Ecke thematisiert.

Weitere historische Gegenstände sind die Collier-Glocke von 1892, wobei unbekannt ist, wo sei eingesetzt wurde, und der Landreiterbericht von 1652. Dabei handelt es sich um den Bericht von Michel Klinitz. Es war der Landreiter, der im Auftrag des Kurfürsten Friedrich Wilhelm einen Bericht über die Bevölkerung im Gebiet Teltows verfasste. Eine gute Quelle für die Familienstammbaum-Forschung. Der Landreiterbericht von 1652 steht auch online zur Verfügung.

Außerdem gibt es viele Bilder und Erinnerungsstücke an den Bezirk und die hier lebenden Berühmtheiten. Dazu zählten der Dichter Rainer Marie Rilke, der Großgrundbesitzer Julius Pasewaldt, der Forscher Adolf von Harnack, der Statistikforscher Johann Peter Süssmilch oder der Arzt Heinrich Laehr, dessen Grab sich im Schweizer Hofpark befindet. Von dessen Hospital gibt es noch alter Bilder an den Wänden des Heimatmuseums. Auch die Jacke und Auszeichnungen des Gustav Hartmann sind zu sehen, der in den 20er Jahren mit der Droschkenkutsche von Berlin nach Paris fuhr. Zudem ist der Sidonie Scharfe ein Plätzchen gesichert. Sie ließ das heutige Standesamt Zehlendorf bauen, gründete einen Ruhestandsstift für Mägde und Knechte sowie eine Nervenheilanstalt für bedürftige Kinder. Mit ihrem Testament verfügte sie den Bau eines Stifts für Witwen und Junggesellinnen, um ihnen ein selbstständiges Leben im Alter zu ermöglichen. Cafétier Ferdinand Keck, der ein landschaftliches Wunschland, zwischen Knesebeckstraeße und Mühlenstraße, errichtete, ist ebenfalls prominent vertreten. Eine Ehrung vergibt das Heimatmuseum Zehlendorf auch dem Komponisten des Lieds “Märkische Heide, märkischer Sand”, Gustav Büchsenschütz, der 1902 in Zehlendorf geboren wurde.

Nur wenige Geschichten handeln von der Zeit vor der Industrialisierung Zehlendorfs, wie der harte Weg, den märkischen Sand zu bewirtschaften oder beispielsweise die Geschichte vom Raubritter Kohlhaas, der seinen Silberschatz bei der Kohlhasenbrück vergraben haben soll. Der Ortsname bezieht sich auf eben jene Brücke. Aber es gibt eine Karte, wo man archäologische Funde machte – aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit sowie dem Mittelalter und danach.

Öffnungszeiten und Adresse des Heimatmuseums Zehlendorf

Jeden Mittwoch und Sonntag stehen die ehrenamtlichen Mitglieder des Heimatmuseums Zehlendorf bereit, die Fragen der Geschichtsinteressierten zu beantworten.

  • Clayallee 355
  • 14169 Berlin-Zehlendorf
  • Telefon: 030 802 24 41
  • Homepage

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