In Güterfelde (ehemals Gütergotz) steht ein Schloss, das heute vor allem private Wohnungen beheimatet.
Wer von Berlin aus zum Güterfelder Haussee will, kommt an diesem ehemaligen Herrschaftssitz vorbei: Das Schloss Güterfelde erlebte bereits einige Nutzungskonzepte und steht in Sichtweite der örtlichen Kirche.
Geschichte des Orts Güterfelde
Seit 2001 ist Güterfelde ein Teil von Stahnsdorf, aber seine Geschichte reicht ins 13. Jahrhundert zurück. Erstmals tritt der Ort als Jutergotz im Jahr 1263 ins Licht der Geschichte. Damals kaufte das Kloster Lehnin die Gerichtsbarkeit und das Recht auf Pacht, Zins und Krugzins (Abgabe der Kneipen). Das Recht, die Arbeitsleistung und andere Abgaben einzufordern, verblieb aber beim Markgrafen.
Der Name Gütergotz entstammt dem Slawischen, genauer genommen dem Polabischen (Westslawische Region) und setzt sich aus jutro und gost zusammen, das „Morgen“ und „Gast“ bedeutet. Das erklärt sich womöglich durch die Tatsache, dass Güterfelde eine Siedlung entlang einer wichtigen Handelsroute von Leipzig nach Spandau war. Der Gast machte hier Station und reiste am Morgen weiter.
Im 13. Jahrhundert umfasste der Ort 42 Hufe, die im Prinzip Höfe mit allen Rechten und Pflichten darstellten. Der Verwalter des Dorfs, der Schulze (Schultheiß), besaß vier Hufe. Außerdem gab es auch versprengte Häuser von geringer Größe, sogenannte Kötterhöfe.
Im Jahr 1411 wurde Güterfelde von Raubrittern geplündert. Die mittellosen Adeligen mussten Handelsleute überfallen, da ihr „Berufsstand“ auszusterben drohte. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wuchs die Ortschaft, wobei einige Höfe verwaisten. Die Besitzverhältnisse änderten sich: 1509 kauften sich die Herren von Schlabrendorf ein und verkauften ihre Rechte an das Haus Spiel in Dahlem. Die Rechte des Markgrafen gingen an das Amt Saarmund über, von wo es zunächst an Potsdam und dann an Mühlenhof ging. Ab 1700 war es im Besitz des Amts Potsdam. Die Güter des Zisterzienser Klosters Lehnin gingen 1542 per Lehen an die von Klitzing. Schon 1564 erwarb der Bürger Döring die Gerichtsbarkeit, das Straßenrecht, das Patronat und die Güter des Dorfverwalters (Schulze). Döring wollte 1589 einen Rittersitz etablieren.
Güterfelde lebte damals auch von der Textilproduktion. 1615 kam es zu einer Auseinandersetzung mit Teltower Leinwerbern, was mit Raub einherging. Ab 1624 tobte auch der Dreißigjährige Krieg in der Gegend, sodass 1652 nur noch drei von 50 Höfen, der Vizeschulze und drei von fünf Kötter in Güterfelde existierten. Auch der Rittersitz wurde in Mitleidenschaft gezogen. Der Wiederaufbau wurde durch Ursinus Bär bewerkstelligt, der den Ritterhof von 1694 bis 1715 sein Eigen nennen konnte. Dieser wuchs bis 1700 auf sechs freie Höfe an. Die Ortsgemeinde nahm wieder zu, sodass weitere Hufen bewirtschaftet wurden.
Der Adel von Bär übernahm bis 1721 auch die Güter des Bürgers Döring, die sich dann ebenfalls beim Amt Potsdam versammelten. Im Jahr 1745 existierten in Güterfelde neun Bauern, drei Kötter und eine Kneipe. Dieser Status blieb in etwa bis ins 19. Jahrhundert. Dann wuchs das Dorf stärker. Es gab zahlreiche Handwerker, eine Windmühle, eine Brauerei und weitere Höfe. Der Ritterhof hatte bis 1860 Wohn- und Wirtschaftsgebäude sowie eine Brennerei und beschäftigte viele Knechte, Mägde und andere Arbeitskräfte. Ab 1893 wurde das Rittergut von Berlin gekauft und zu einer Kinder-Tuberkulose-Heilstätte umgebaut. Die Felder dienten fortan der Verrieselung (Abwasser aus Berlin sickerte hier ab). August Friedrich Grothe-Buckow tauschte 1803 Ländereien, sodass er mit dem Bau des Schlosses beginnen konnte.
Bis 1931 wuchs damals noch Gütergotz weiter an. Die Germanisierungswelle der Nazis führte 1937 dazu, dass aus dem slawisch klingenden Namen Gütergotz der heutige Name Güterfelde wurde. Aber Berliner Straßennamen weisen noch auf den früheren Namen hin.
Nach dem Krieg wurde das Rittergut teils enteignet und an 152 Landwirte verteilt. In der jungen DDR kam es 1953 zur Gründung der LPG mit zwölf Anteiligen und 64 Hektar Fläche. Zudem wurde eine weitere LPG mit 103 Hektar Fläche gegründet, die sich später einer anderen LGP anschloss.
Neorenaissance-Schloss Güterfelde | Schloss Gütergotz
Das Rittergut brannte 1763 aus. Aus dem Rittergut wurde das Schloss, welches durch August Friedrich Grothe-Buckow 1803 in Auftrag gegeben wurde. Grothe-Buckow war der Leiter der staatlichen Lotterien in Preußen. Die Umsetzung im Stil des Klassizismus erfolgte bis 1804 durch den Architekten David Gilly. Er ließ ein Herrenhaus auf zwei Etagen und in der Mitte ein Belvedere entstehen. Das heutige Schloss ist aber das Resultat der Umgestaltung, die ein halbes Jahrhundert danach stattfand. Zwischenzeitlich hatte das Schloss einige Besitzer gehabt.
Im Jahr 1868 gelangt der Adelssitz an den Kriegsminister des preußischen Königs Albrecht von Roon. Mit dem antiken Vorbild Tusculum im Hinterkopf ließ er das inzwischen marode Gebäude im Stil der Neorenaissance umbauen. Zudem wurde der Hauptturm erhöht. Doch fünf Jahre später wurde das Schloss an den Bänker von Bleichröder veräußert. Er ließ den Stil der Neorenaissance vertiefen, wobei er das Schloss Ferrières zum Vorbild nahm. Vom Originalbau sind nur die Feldsteine im Fundament, der mittlere Turm und die Symmetrie erhalten. Die beiden anderen Türme entstanden zu Bleichröders Zeit. Sie geben dem Bau eine barocke Note. Auch der Schlosspark, den sein Vorgänger anlegen ließ, wurde durch den königlichen Oberhofgärtner Theodor II. Nietner umgestaltet.
Nachdem Erwerb durch die Stadt Berlin wurde das Schloss 1894 zu einer Heilstätte für Menschen, die an der Lungenkrankheit Tuberkulose (TBC) litten. Schon 1927 wird es zum Stabsquartier der Reichswehr und 1933 übernahm die SA das Areal als Ausbildungsstätte. Auch nach dem Krieg blieb die militärische Bestimmung erhalten: Die Rote Armee hatte hier die Kommandantur bis 1952. Danach wurde es der DDR übergeben, die aus dem Schloss ein Altersheim machte. Auch der Lehmbau entstand in diesem Jahr. 1955 wurde hier eine Folge des Polizeirufs 110 gedreht.
Das Altersheim bestand bis 2010. Ein Immobilienmanager kaufte anschließend das Anwesen und etablierte bis 2014 36 Eigentumswohnungen darin. Der Marketingname lautet Château de Roon.
Schlosspark Güterfelde
Der Schlosspark wurde ursprünglich auch von David Gilly im Stil des Klassizismus entworfen und schmiegte sich an das Schloss an. Die Symmetrie dieser Anlage blieb bis ins 19. Jahrhundert erhalten, die auch 1873 in die Planung einfloss. Das Lehmhaus ist ebenfalls Teil der vorherrschenden Symmetrie. Dort, wo heute das Heizhaus steht, waren früher Lustgarten und Rosarium.
Der Schlossgarten war bis zum Jahr 2020 verwildert. Jahrelange Planungen und dem Engagement des Bürgermeisters sowie des Ortsvorstehers ist es zu verdanken, dass der Schlossgarten wieder im alten Glanz erstrahlt. Der Park umfasst 5.400 Quadratmeter Fläche und verfügt über die historischen Wege. Zudem wurde ein Kinderspielplatz errichtet. Der Umbau kostete die Gemeinde etwa 215.000 Euro.
Wo befindet sich das Schloss Güterfelde?
- Lindenallee 30
- 14532 Stahnsdorf-Güterfelde
- GPS: 52.363959169598786, 13.194960271276212