Es ist eine Straße, die einem Lokal gewidmet ist oder steht es für ein Buch? Die Onkel-Tom-Straße mit dem U-Bahnhof Onkel-Toms-Hütte.

Die Onkel-Tom-Straße beginnt im historischen Zehlendorf bei der Alten Dorfkirche und mündet nach etwa 3,7 Kilometern in die Königsallee in der Nähe des Grunewaldsees. Zahlreiche Geschäfte, Geschichten und Sehenswürdigkeiten sammeln sich entlang ihres Verlaufs. So steht gleich zu Beginn die Alte Feuerwache (Volkshochschule) und der Friedhof Zehlendorf an ihrer Seite, sie kreuzt die Sven-Hedin-Straße, passiert den Fischtalpark und die Ladenstraße am U-Bahnhof Onkel-Toms-Hütte und verbindet Wegnutzende mit dem Reiterverein Onkel-Toms-Hütte und darüber hinaus.

Wer war der Tom aus der Onkel-Tom-Straße oder -Hütte?

Die Geschichte dieser Straße ist eng mit einem Ausflugslokal entlang der Straße verbunden. Im Jahr 1884 wird der Bau des Gasthauses und eines Stalls für 15 Pferde durch preußische Behörden genehmigt. Schon 1885 wurde das Restaurant mit Namen „Wirtshaus Riemeister“ eröffnet. Es war ein guter Anlaufpunkt für Ausritte oder Kutschfahrten durch den Grunewald. Das Wirtshaus war eine Holzkonstruktion mit Strohdach. Daneben arrangierte der Besitzer Thomas einige Tische und Stühle als Kaffeegarten. Da das preußische Wetter nicht immer Kaiserwetter war, konstruierte man ein Dach über dem Außenbereich. Ob es diese Dachkonstruktion oder die visuelle Wirkung eines Holzhauses mit Strohdach (oder Schilf) war, hat sich mir nicht erschlossen. Vielleicht war es beides, die mit dem Vornamen des Betreibers, Thomas, kombiniert wurden und das Lokal alsbald einen neuen Namen erhielt: „Onkel Toms Hütte“.

Onkel-Tom-Straße Schild
Onkel-Tom-Straße Schild

Der Besitzer wurde aber eigentlich der „Grobe Tom“ gerufen und nicht Onkel Tom. Dieser Teil des Namens bezieht sich auf ein Buch, das 32 Jahre vor dem Bau erschienen ist. Dabei handelte es sich um Harriet Beecher Stowes „Onkel Toms Hütte“*. Der Roman handelt von den Abgründen der Sklaverei und dem offenen Rassismus in den USA. Der Romanheld ist ein Sklave, der sich trotz seiner Unterdrückung christlich und unterwürfig verhält und derart zum Märtyrer wird. Über den Gastwirt, den ‚Groben Tom‘, kann man weniger erfahren. Er trug wohl einen langen Bart und soll das Buch nicht nur gekannt, sondern gemocht haben. Den inoffiziellen Namen ‚Onkel-Toms-Hütte‘ erhielt das Ausflugslokal allerdings aus dem Volksmund, so das Jahrbuch des Heimatvereins Zehlendorf 1997.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Eheleute Emil und Gretchen Kluge die Pächter des Ausflugslokals am Riemeistersee. Trotz der hohen Pacht lohnte sich die Bewirtschaftung, was für gute Besuchszahlen spricht. Die Gästinnen und Gäste waren gut betucht. Wer diesen Eindruck missen ließ, wurde gar nicht erst vorgelassen. Man verwies sie ins Restaurant Krumme Lanke.

Der Name blieb weit über das Ende des Wirtshauses im Jahr 1978 hinaus erhalten und spiegelt sich in der Onkel-Tom-Straße, der Onkel-Tom-Siedlung und dem U-Bahnhof Onkel-Toms-Hütte. Dieser entstand übrigens 1929. Vom ehemaligen Wirtshaus sind nur Treppen, Fundamente und der Reitstall erhalten geblieben, der erweitert zum Reitverein „Onkel-Toms-Hütte“ gehört. Übrigens fanden 1928 auf dem Terrain die Auswahlwettbewerbe der Militärreiter für die Olympischen Spiele in Amsterdam statt.

Treppen zum Reiterhof Riemeisterfenn
Treppen zum Reiterhof Riemeisterfenn

Rassismusvorwurf: Onkel-Toms-Hütte

Im Jahr 2020 startete die schwarze Community in Berlin, initiiert von Moses Pölking, eine Petition für die Umbenennung des U-Bahnhofs „Onkel-Toms-Hütte“. Das Buch richtete sich seinerzeit an eine weiße Oberschicht in den USA. Die Autorin Stowe klagt die Sklaverei an und zeichnet eine Figur, die alles erduldet. Das mag christlich sein, ist aber nicht gerade im Sinne der Unterdrückten, den Schwarzen. Obgleich das Buch selbst die Sklaverei und Rassismus anklagt und sich sogar kapitalismuskritisch äußert, sind die Stereotype in dem Buch ein Teil der rassistischen Narrative.

Ohne das Wissen über das frühere Ausflugslokal dachte ich bei meiner ersten Ankunft am Bahnhof Onkel-Toms-Hütte an das Buch. Auf mich machte es einen Eindruck von Antirassismus und von einem gewissen Hang Zehlendorfs zu den USA und ihrer Kultur. Ob der Name rassistisch ist oder nicht, vermag ich als Weißer nicht zu erkennen.

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Wo lag das Ausflugslokal am Riemeistersee, genannt Onkel-Tom-Hütte?

  • Onkel-Tom-Straße / Riemeisterfenn
  • 14163 Berlin

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