Der Grunewaldsee ist vor allem für Hundeliebhaber*innen eine Anlaufstelle, doch auch der Mensch erholt sich hier – zuweilen nackt. Die vielen Hunde stellen Mensch und Natur vor eine Bewährungsprobe. Was die Politik dazu sagt und wie es ums Baden und ums Angeln im Grunewaldsee steht:

Vom Paulsborn über das Jagdschloss Grunewald bis zum Hundekehlefenn – der Grunewaldsee ist vor allem für bellende Vierbeiner ein Erholungsgebiet. Allerdings gibt es auch einen Trimm-dich-Pfad auf der westlichen Seite des Sees. Das erholungssuchende Auge erblickt selbstverständlich viele Bäume und das Glitzern des Sees im Sonnenlicht. 1895 verleitete der Anblick des Sees den Maler Walter Leistikow zu einem Abendstimmungsbild.

Eckdaten zum Grunewaldsee

Auch dieses Gewässer ist Teil der Grunewaldseenkette und mit etwa 17,5 Hektar der größte See im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Verbunden mit dem Langen Luch und dem Riemeisterfenn führt die Schmelzwasserrinne zur Krummen Lanke, dem Schlachtensee bis zum Nikolassee. Das Wasser aus dem Grunewaldsee fließt aus dem Fenngraben in den Hundekehlegraben bis zu dem gleichnamigen See.

Das Wasserloch ist ein Überbleibsel des Abschmelzens des Eises der sogenannten Wechseleiszeit vor rund 11.600 Jahren. Es bildete sich eine Steppe heraus, die bald von Kiefern- und Eichen dominiert wurden. Ein Moorgebiet, das seit 1988 ein Naturschutzgebiet ist, schließt sich an den See an. Entsprechende Flora lässt sich hier noch ausmachen. Durch menschliche Eingriffe änderten sich ab dem 19. Jahrhundert die Menge und die Beschaffenheit des Wassers.

Als man das Jagdschloss Grunewald errichtete, lag der Wasserpegel des Grunewaldsees etwa zwei Meter höher als heute. Deshalb war das Schloss ursprünglich als Wasserschloss konzipiert worden. Das Schloss gab dem See und dem Wald seinen Namen. Vorher hieß der See vermutlich Spielsee, da der Adel von Spiel das Gelände besaß.

Das Wasser wurde des Torfs wegen abgelassen und später verbrauchten es die Siedlungen, die sich weiter in den Wald hineinfraßen. Der See spiegelte den Grundwasserstand wider, der bis heute noch weiter abgesunken ist. Neben dem Fennkanal wird dem See auch Regenwasser zugeführt. Das hat sich abermals auf die Wasserzusammensetzung ausgewirkt.

Baden, Hunde oder Natur – der Grunewaldsee im Zwiespalt der Bestimmung

Wer sich vor Hunden fürchtet, sollte den Grunewaldsee lieber großräumig meiden. Denn Hunde und ihre Herrchen und Frauchen kommen aus ganz Berlin an diesen See in dieses Hundeauslaufgebiet. Und wenn man sich dem Ufer nähert, trifft man bald mehr Hunde als Menschen an.

In Berlin steigt die Anzahl der Hunde immer weiter an und der Bezirk Steglitz-Zehlendorf liegt bei der Anzahl der Hundehaltenden auf Platz 2. So haben zehn Prozent aller Hunde in Berlin SteglitzZehlendorf ihren Sitz.

Obwohl ein Teil des Ufers auf dem Gebiet des Bezirks Steglitz-Zehlendorf liegt, ist der größte Teil des den See umliegenden Areals dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zugehörig. Der Bezirk liegt bezüglich der Hundepopulation im hinteren Feld, aber unter den Ausflugszielen der Hunde liegt der Bezirk wegen des Grunewaldsees ganz vorne. Von einem kleinen, abgezäunten Bereich abgesehen, haben die Hunde hier freien Auslauf. Die Anreise kann mit dem Auto erfolgen und es gibt auch ausreichend Parkplätze. Das Gebiet ist verhältnismäßig groß, es gibt genügend Bäume und obendrauf bietet das Hundeauslaufgebiet einen mit einzelnen Bäumen verschönerten Hundestrand mit freiem Zugang zum Wasser. Es hat etwas von einem Hundeparadies. Und angesichts der Vielzahl der sich hier versammelnden Fellnasen schwingt ein Festival-Charakter mit.

Offiziell gab es hier mal eine Hundebadestelle. Sie war bis vor der Wende ausgewiesen. Zunächst lag sie unweit des Schlosses, doch mit Änderung der Fließrichtung wurde sie ans nordöstliche Ufer des Gewässers – gegenüber den Freund*innen der Freikörperkultur – verlegt.

Es stehen sich also mehrere Interessen gegenüber: Menschen, Menschen mit Hunden und die ökologisch sensible Natur, die in Teilen hier unter Schutz steht. Die BVV des Bezirks beschloss 2004 das Hundeauslaufgebiet beizubehalten. Man forderte die anderen Bezirke auf, eigene Hundeauslaufgebiete bereitzustellen. Doch das traf kaum auf offene Ohren.

Die schiere Anzahl der Hunde stellt aber doch ein Problem dar, denn sie hinterlassen viele Hundehäufchen, die bei Regen in den Grunewaldsee eingeleitet werden. Die Masse an Fäkalien verursacht eine schlechte Wasserqualität. Zusammen mit dem Straßenabwasser entstanden beträchtliche Belastungen an Schadstoffen und Bakterien.

Die Belastungen des Wassers führten 2004 zu einem Badeverbot. Daher kann man sich im sogenannten Bullenwinkel dem FKK-Konzept widmen, aber das Baden sollte aus gesundheitlichen Gründen unterlassen werden. Die zuständige Senatsverwaltung hat bis zuletzt nicht auf meine Anfrage reagiert, wie es um derzeit um die Wasserqualität steht.

Und die Politik zur Hunde- und Badefrage?

Auf dieser Seite haben sich die Parteien zu dem Thema im Jahr 20020 geäußert. Ich fasse die Aussagen mal zusammen: Alle wollen es allen recht machen, außer die AfD, die will die Hunde vom See vertreiben.

Die SPD durch Martin Burth wünscht sich einen Badesee, sieht aber keine Möglichkeiten. Der CDU-Mann Kai-Uwe Dalichow fordert zur Lösung der Situation einen Expertenrat und setzt auf die Selbstreinigungsfähigkeiten des Gewässers. Susan Drews vom Bündnis90/Grüne spricht von nötigem Geld für Frischwasserzulauf und Maßnahmen gegen Zufuhr von Hundekot. Stephanie Fest von der FDP spricht ebenfalls das Geld an und setzt auf Sauerstoffzufuhr und Ausbaggerung, sieht dafür aber keine Grundlage. Hans Asbeck von der „AfD“ nutzt aufgeladene Begriffe zur Diskreditierung und will das Hundeverbot rigoros durchsetzen. Sebastian Dieke von der Linkspartei sieht nur eine langsame Wirkung bei den vorgenommenen Selbstheilungskräften des Sees und verweist auf Badealternativen wie das Wandern.

Und wie steht es ums Angeln?

Auch die Freund*innen des Angelns haben so ihren lieben Ärger mit den vielen Hunden. Doch im Winter ist die Abgeschiedenheit von Vorteil und beschert eine ruhige Zeit. Der Seeboden, als interessantes Detail, geht hinter dem Ufer recht steil hinab. An Fischen findet man heute in dem See vor allem Aale, Barsche (Zander), Hechte, Karpfen, Schleie und Welse.

Das Wasser ist fraglos belastet. Ob das auf die Fische übergeht, ist allerdings fraglich. Das Fischereiamt Berlin antwortete auf diese Frage, dass es keine Verzehrempfehlung gibt. Privat organisierte Lebensmittel, wie selbstgeangelte Fische oder gesammelte Pilze, werden nicht untersucht. Das Umweltmonitoring erstreckt sich sowieso nicht auf Fische aus dem Grunewaldsee. Dortige Fische werden nicht untersucht.

Bei dieser Behörde erhält man übrigens auch einen Angelschein für den Grunewaldsee.

Wo befindet sich der Grunewaldsee?

  • Hüttenweg 100 (Jagdschloss Grunewald)
  • 14193-14195 Berlin
  • GPS: 52.470480569325375, 13.26426338632269 (Hundestrand)

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