Das älteste Gotteshaus von Zehlendorf ist die Alte Dorfkirche.

Die Alte Dorfkirche von Zehlendorf ist, wie es der Name schon sagt, die frühere Kirche von Zehlendorf, bevor man die Paulus-Kirche erbaute. Die Alte Dorfkirche hat ihr Aussehen weitgehend aus dem 18. Jahrhundert, wurde aber im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zu klein für die wachsende Bevölkerung von Zehlendorf. Die Kirche steht im sogenannten “Historischen Winkel”, zu dem das Heimatmuseum Zehlendorf und die sogenannte “Friedenseiche” zählen. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist die achteckige Form, worüber sich eine Legende rankt.

Geschichte der “Alten Dorfkirche Zehlendorf”

Urkundlich taucht das Gotteshaus erstmals im Jahr 1264 auf. Damals war Zehlendorf noch im Besitz des Klosters Lehnin. Der Kirchhof war zu der Zeit bereits ein Friedhof mit hölzerner Kirche, die vermutlich um 1200 angelegt wurde. Zu der Zeit verkauften die Grundherren, der askanische Landesherr Johann I. und Otto III. Zehlendorf an die Zisterzienser Mönche von Lehnin. Für das Kloster war es ein strategischer Platz auf dem Weg nach Barnim bzw. Berlin. Aus der Holzkirche wurde um 1250 eine Kirche aus Stein, die aus Feldsteinen bestand. Die Kirche mit Apsis hatte vermutlich einen Querturm. Der Turm wurde als Klutturm, also einen Klotz, erwähnt. Während des Siebenjährigen Kriegs bis 1763 wurde die Kirche geplündert. Ob die Ruine des Kirchengebäudes dem König ein Dorn im Auge war, bleibt umstritten.

Zu der Kirche gibt es eine weitverbreitete Geschichte, wonach sie aus der königlichen Schatulle bezahlt wurde. Aber diese Geschichte ist falsch, wie auch das weitverbreitete Erbauungsjahr. Im letzten Fall geht um den Eintrag des damaligen Lehrers und Küster von Zehlendorf von 1835:

König Friedrich der 2te, der hier oft durchreisete, wollte zur besonderen Zierde des Dorfes eine schöne Kirche und Thurm erbauen lassen und bestimmte dazu außer dem freien Holze 6000 Thaler, die Fuhren musste die Gemeinde unentgeltlich leisten. Dem Bau leitenden Conducteur [heute: Architekt] wurden als Vorschuß 3000 Thaler ausgezahlt, und dieser lässt sich gelüsten mit diesem Gelde davon zu gehen. Von dem übrigen Gelde wird, so weit es zu reichen will die jetzige Kirche mit einem kleinen Thurm darauf erbaut, der aber, weil er zu leicht gebaut war, nach 20 Jahren wieder abgetragen werden musste.“

Zitiert nach Heft 4/84 der Schriftenreihe des Heimatvereins Zehlendorf “Zehlendorfer Chronik”

Tatsächlich war der König für den Bau und Erhalt der Kirche zuständig, da Zehlendorf keinen Adel hatte. Das Dorf war ja im Besitz des Klosters Lehnin und später waren die Brandenburger Herrscher die Grundherren. Aber die Kirche ist nachweislich schon vorher erbaut worden.

Allerdings wurde das Kirchengebäude um das Jahr 1768 zur Zeit des “Alten Fritz” umgebaut. Der König bezahlte das Gotteshaus nicht aus seiner eigenen Tasche, es wurde durch Zahlungen der Kriegs- und Domänenkammer errichtet. Nicht der König, sondern die royale Regierung bezahlte den Bau. Wer das Gotteshaus plante, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. Es wird darüber spekuliert, dass es ein Baumeister aus Spandau war.

Die achteckige Kirche entstand und mit ihrer geringen Größe die Sage, der Baumeister hätte das Geld unterschlagen und sei geflüchtet. Tatsächlich gab es Veruntreuungen von Geldern, aber ob das mit der Kirchengröße zusammenhängt und ob es der Grund für den oktogonalen Grundriss ist, ist fraglich.

Von den Baumaßnahmen betroffen war offenbar auch der Dachstuhl, dessen Holz von Bäumen kam, die im Jahr 1765 gefällt wurden. Vor dem neuen Turmbau im 18. Jahrhundert war die Kirche von einem Zeltdach gekrönt, worin die Kirchenglocken installiert waren. Eine davon befindet sich heute in der Kirche Schlachtensee. Der Turm ertrug die Kirchenglocken nicht, sodass dieser 1788 abgerissen wurde.

Die Mauer und das Tor im Stil des Klassizismus wurden 1826 hinzugefügt. Das Tor war im Schinkel-Stil entworfen. 1894 schloss man den Friedhof bei der Kirche, wobei vererbte Gräber noch bis 1930 genutzt wurden. Zu den Gräbern zählen jene der Familien Haupt, Zinnow, Pasewaldt, Scharfe und Schäde. In den 1980ern wurden die Gräber denkmalgerecht saniert. Noch heute stehen drei der ursprünglich fast 30 Maulbeerbäume auf dem Kirchengelände, die für die Seidenproduktion relevant waren. Sie anzupflanzen wurde von Friedrich II. per Edikt gefordert.

Bis zum Jahr 1905 feiert man in der Alten Dorfkirche Zehlendorf den Gottesdienst. Später wurde die Paulus-Kirche erbaut, wo mehr Platz für die vergrößerte Gemeinde von Zehlendorf war. Dies ging mit der Industrialisierung, dem Wunsch nach Landluft und dem Bau der Stammbahn einher. Bis 1905 war die Alte Dorfkirche auch die einzige evangelische Kirche des heutigen Bezirks.

Seither spricht man in Zehlendorf von der Alten Dorfkirche, die neu gestaltet wurde. Man errichtete Wände zur Unterteilung und verlegte den Eingang. Auch die Ausrichtung nach Osten war obsolet geworden. Ab 1912 diente das Gebäude als Gemeindehaus und konnte später auch gemietet werden. Dies geschah beispielsweise durch die Hitler-Jugend. Die religiösen Elemente wurden der Gemeinde Züllichau übergeben. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es auch Pläne, das Haus für Gottesdienste wieder zu nutzen, doch der Krieg machte dieses Vorhaben zunichte. Die Idee entsprang der Vorstellung einer nationalistischen Volkskirche. Die Umbauarbeiten sollten nach dem Vorbild der Kirche Lankwitz gelingen, doch die finanziellen Leistungen blieben aus.

1942 wurde das Dach repariert und der Anbau wurde behelfsmäßig hergerichtet. Der Innenraum war entkernt worden und diente dem Bezirksamt als Lagerraum. Dies blieb auch nach dem Krieg so, da man hier Baumaterial lagerte. Wegen leerer Kassen blieb die Alte Dorfkirche unrenoviert, was an die Bausubstanz ging. Es war also nicht so sehr der Krieg als das Ausbleiben von Renovierungen, der den Verfall des Hauses begünstigte.

Eine nötige Dachreparatur wurde 1951 vorgenommen. Das Geld kam von der Kirche und wurde durch Spenden gesammelt. 1953 kam es zum Wiederaufbau. Der Innenraum blieb absichtlich unprätentiös, wie es dem “Berliner Barock” entsprach. Eine größere Renovierung fand in den 1970ern statt, wobei man die heutige Farbe auftrug. Der Holzaltar verfügt über zwei Flügel, die von 1480 sind. Die Renovierungen förderten auch Tafelbilder aus der Zeit der Renaissance hervor, die ursprünglich aus der Heilig-Geist-Kaplle stammten.

Das heutige Aussehen ist dem der barocken Kirche von 1768 ähnlich. Neu kamen mit dem Neubau die zweigeschossigen Fensterachsen und das Ochsenauge dazu. Doch die Konstruktion des Dachs wirkt sich noch heute ungünstig auf die Statik aus, sodass die Mauern auseinander gedrückt werden.

Wo befindet sich die Alte Dorfkirche Zehlendorf?

Zu Besichtigen ist die Kirche nur zu bestimmten Zeiten.

  • Historischer Winkel
  • Clayallee Ecke Potsdamer Straße
  • 14169 Berlin-Zehlendorf
  • GPS: 52.43547030456253, 13.259855871226089

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