Der kleine Ort Ruhlsdorf liegt südlich von Teltow auf 39 Höhenmeter und ist seit 1993 ein Teil von Teltow.

Ruhlsdorf im Süden von Teltow auf 39 Höhenmeter – damit wären die Eckdaten fest. Aber selbstverständlich gibt es noch viel mehr aus der Geschichte des Ortes zu erzählen. Übrigens gibt es mehrere Orte namens Ruhlsdorf in der Gegend um Berlin.

Geschichte von Ruhlsdorf (Teltow)

Wann der Ort erstmals besiedelt wurde, ist heute nicht mehr festzumachen. Erwähnt wird er 1299 in einer Übereignungsurkunde an das Bistum Brandenburg. Das Bistum besaß damit das Dorf, das man zu der Zeit Ruervelstrop oder Rueueltstrop nannte. Im Laufe der Zeit gab es unterschiedliche Schreibarten: Rudolstorf und Rulofstorff (1375), Rulestorf (1247), Rulstorff (1450) und das heutige erscheint 1718. Der Ursprung von Ruhlsdorf geht auf einen Personennamen zurück: Rodlef oder Hrodlef.

Der Bischof erhielt das Dorf vom Markgrafen Hermann, der es zusammen mit Teltow hielt. Mit dem Dorf erhielt der Bischof die Niedere und Hohe Gerichtsbarkeit, das Recht auf Steuern und Abgaben. Diese bestanden aus Roggen, Hafer und Geld (Schilling) je Hufe. Nur der Pfarrer musste keine Abgaben auf sein Grundstück machen.

Dass man über die Dörfer hier bezüglich ihrer Abgaben und Landbesitzungen so viel weiß, hat mit dem Landbuch Karl IV. zu tun. Darin ist Ruhlsdorf mit 50 Hufen (12,5 Hektar) verzeichnet. Der Pfarrer konnte drei Hufen und Lehnschulze (der das ‘Bürgermeisteramt’ geliehen gekriegt hatte) vier Hufen sein Eigen nennen. Das gesamte Dorf musste selbst noch eine Steuer (die Bede) ausrichten. Das waren 1,5 Talente. Die drei Kossäten (mit wenig Grundstück) mussten weniger Abgaben zahlen. Zu der Zeit gab es noch kein Gut in Ruhlsdorf, es war trotz des Angers ein einfaches Straßendorf. Jedoch gab es eine Windmühle, die aber wegen “Armut”, so heißt es im Vermerk, verlassen wurde.

128 Jahre lang blieb es so, bis der Bischof von Brandenburg Ruhlsdorf teilte. 1427 erhielt eine Hälfte das Haus Diricke oder Dyrike als Lehen. Die andere Hälfte wurde als Leibgeding der Frau des kurfürstlichen Geheimrats Paul Murring übergeben. Das Leibgeding ist das Recht auf Abgaben und Wohnraum, was hier vermutlich ein Witwengut meint. Mit diesem Teil waren auch die Gerichtsbarkeit und die Kirchenschirmherrschaft verbunden. Die Nachfahren veräußerten es 1447 an den Bürger Bartholomäus Berkholz aus Cölln (Berlin), der es bis 1480 inne hatte. Zu derzeit verwaiste das Dorf immer mehr, schon fast ein Fünftel war unbewohnt.

In der Folgezeit ging Ruhlsdorf durch verschiedene Hände: Familie Prunner zu Beginn des 16. Jahrhunderts, 1536 der Bürgermeister von Berlin Hans Tempelhoff, dann Veit Nabel und zum Ende des Jahrhunderts übernahm Henning von Rathenow. Mit ihm entstand in Ruhlsdorf der Vorläufer des Ritterguts, ein sogenanntes Vorwerk. Eine Befestigung für zwei Höfe auf sieben Hufen.

Zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs, 1639, kaufte der Otto von Britzke das Dorf. Der Dreißigjährige Krieg hatte das Dorf zerstört zurückgelassen. 1648 lebte kein Mensch mehr darin. Erst vier Jahre später lebten neue Bauern in Ruhlsdorf. Zwischenzeitlich hatte der Adel von Stockheim das Dorf inne. Die Frau von Georg Ernst von Stockheim war eine geborene Britzke.

Unter dem Adel von Stockheim wurde Ruhlsdorf zu einem Rittersitz, der um 1701 über neue Scheunen, Ställe und Gärten verfügte. Zudem entstand eine Schäferei und die Windmühle wurde erneuert. Auch ein Weinberg wurde geschaffen, sodass das Rittergut auf 16 Hufen anwuchs. Zudem gab es eine Wirtschaft und 1711 entstanden neue Wohnhäuser, wo beispielsweise ein Hirte, ein Schmied und Hausleute unterkamen.

Da die von Stockheim keine Erben hatten, wurde Oberst Martin von Thiele mit Ruhlsdorf belehnt. Als er starb, verkaufte es seine Frau 1752 an Leopold von Retzow, der es 1804 an Herrn von Rappard veräußerte. Erst 1819 mussten keine Steuern und Abgaben mehr an den Adel entrichtet werden, was die kommunalen Abgaben nicht betraf. Das änderte sich erst 1823. Auch das Kirchenpatronat ging an Ruhlsdorf und Stahnsdorf.

Ruhlsdorf spielt auch in der Schlacht von Großbeeren 1813 eine Rolle. Der Feldherr Bernadotte, ein ehemals französischer Offizier als schwedischer Kronprinz, lagert bei Ruhlsdorf auf einer Anhöhe. Dort steht heute die Bernadotte Linde. In dem Artikel wird auch erklärt, wie es dazu kam, dass der französische Offizier Bernadotte zum Gegner der Grande Armée Napoleons wurde.

1823 übernahm der Amtsrat Emil Bouvier, der auf bei der Kirche in Ruhlsdorf beigesetzt wurde, das Vorwerk und ab 1887 sein Sohn. Die Windmühle wurde übrigens 1845 durch einen Blitzschlag zerstört. Auch der Kirchturm wurde im 18. Jahrhundert vom Blitz getroffen.

Ab 1851 gab es eine Flurbereinigung und damit eine Zählung der Liegenschaften. Ruhlsdorf hatte 32 Häuser, 12 Kossäten, zwei Schneider, eine Wirtschaft, einen Müller, einen Weber, einen Schmied und einen Händler. 1853 gab es mehrere Brände, die große Schäden verursachten. Als Bovier starb, verkaufte seine Frau die Güter 1890 an Berlin, das hier Rieselfelder plante.

Um das Jahr 1900 wurde das erste Telefon in Betrieb genommen und ein Gasanschluss wurde verlegt. Ab 1906, als der Teltowkanal eingeweiht wurde, gab es eine zentrale Wasserversorgung. Ein Jahr später wurde man an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Die ansteigende Bevölkerung konnte 1912 mit Strom versorgt werden und 1918 gründete sich der Vorgänger des heutigen Deutschen Schweinemuseums. Eine LPG wurde 1960 gegründet.

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