Vor 1900 gab es in Schönow einen See, den Schönower See. Warum gibt es den See nicht mehr und wo lag er?
Ein schöner Weg für einen Spaziergang ist der Uferweg am Teltowkanal entlang. Auf dem Abschnitt von Zehlendorf, hinter der Knesebeckbrücke in Richtung Westen bis zur ehemaligen Teltow-Werft, ist ein besonderer Abschnitt. Hier lag denn mal der Schönower See, benannt nach dem Dorf, an dessen Ende er einst lag.
Schönow und sein See vor 1900
Um das Jahr 1874 verfügte das kleine Dorf Schönow über neun Höfe und ein Rittergut. Diese Dörfer hatten ihren Ursprung bei den Slawen, was man an der Sackgassenform erkennt. Der sandige Boden, der märkische Sand, war in der Zeit vor der Erfindung des Düngers unfassbar karge. Die Menschen, das vermerkte das Amt Köpenick 1694, sind so arm, dass sie die Getreidepacht nicht mal zu Hälfte bezahlen konnten. Der Boden gab einfach nicht genug her.
Eine Straße führte an der Sackgassensiedlung vorbei nach Teltow. Schönow lag einst im Landkreis Teltow und auch die Kirche gehörte die längste Zeit der Pfarrei Teltow an. In seiner mittelalterlichen Ersterwähnung aus dem Jahr 1299 lag Schönow an einem See. Der Schönower See war durch die Bäke mit dem Teltower See verbunden. Wo die Bäke vom Teltow See ihren Weg zum Schönower See führte, gab es auch vor 1900 eine Brücke an genau der Stelle, wo heute die Knesebeckbrücke steht. Wie sie hieß und ob sie überhaupt einen Namen hatte, war mir nicht herauszufinden.
Der Schönower See
Auf der anderen Seite der Brücke floss die Bäke in den Schönower See. Der See war nicht so groß wie der Teltower See. Er erreichte mit einer Fragezeichen-Form ohne Punkt in der längsten Ausdehnung etwa 650 Meter und maß etwa 100 in der Breite. In der Fläche hatte das Gewässer im Jahr 1887 noch 16 Hektar. Würde der See heute existieren, wäre der südliche Teil von Alt-Schönow und die Kleingartenkolonie am Kleinmachnower Weg unter Wasser. Der restliche See würde sich da erstrecken, wo heute die Pferdekoppeln angelegt sind. Der Teltowkanal verläuft am Südufer des ehemaligen Schönower See.
Wie der Schönower See verschwand
Der Grund für das Verschwinden des Schönower Sees ist selbstverständlich der Teltowkanal. Auch der Teltower See ist daher aus den Landkarten verschwunden. Die Bäke, die in Steglitz ihren Anfang nahm, verband einst die Gewässer: Giesensdorfer See, Teltower See und Schönower See, welche heute alle nicht mehr existieren.
Nur auf Karten vor dem Bau des Teltowkanals, der 1906 eingeweiht wurde, ist der Schönower See noch zu sehen. Wenn man entlang der Pferdekoppeln spazieren geht, kann man die Mulden ausmachen, die früher unter Wasser lagen. Sie befinden sich in der Mitte der Wiese. Außerdem sieht man dabei auch, dass das Gelände tiefer liegt. Der bewusste Blick verdeutlicht die Ausmaße des ehemaligen Schönower Sees. Doch der Teltowkanal sollte drei Meter tiefer als der See liegen und daher musste der Schönower See dem Teltowkanal weichen. Das Areal ist bis heute recht sumpfig.
Für dessen Trockenlegung war auch das Ingenieursbüro Havestadt & Contag zuständig. Sie bauten auch die Teltow-Werft. Doch der Abschnitt des Schönower Sees war eine besondere Herausforderung. Es brauchte eine enorme Menge Sand zum Aufschütten des Areals, da diese durch die Torfschichten bis zu 20 Meter tief sanken. Daher brauchte es immer mehr des Sandes, bis man auf eine Sandschüttung von bis zu 300 Kubikmeter pro Meter kam. Das war vor allem wegen der Treidelpfade wichtig. Die Loks benötigten mit ihrem hohen Gewicht einen besonders stabilen Untergrund. Der eingeleitete Sand drückte den sumpfigen Grund nach oben, was mit Baggern entfernt werden musste. Diese Erdschichten benutzte man auch dazu, den See einzuebnen.
Wo befand sich der Schönower See?
- Am Ende von Alt Schönow bis zum Teltowkanal
- 14165 Berlin-Zehlendorf
- GPS: 52.40716297736513, 13.261015131172993