Was in unserer Region kaum gelingt, ist rund zwei Stunden Autofahrt entfernt leichter: Sterne schauen im Havelland. Genauer: im Sternenpark Westhavelland.

Die Steinzeitmenschen erblickten einen Himmel voller Sterne. Sie sahen diesen sensationellen Anblick in jeder Nacht. Diese unglaubliche Vielzahl an Sternen, die zusammen aussehen, als wären sie zu einer Straße oder vielmehr einer Wolke vereint, gehören zu den schönsten Anblicken des Lebens. Beim phänomenalen Anblick dieser Lichtpunkte im Universum bekommt man ein Verständnis dafür, dass unsere Vorfahren in den Sternen die Götter oder das Göttliche sahen. Beim Anblick der Milchstraße versetzt ein süßer Schauer das staunende Auge. Ein leichter Blauschleier unterbricht die unmöglich zu zählenden Himmelskörper am Firmament, in denen man Muster oder Tiere oder Götter sehen kann. Und dann noch ein Sternschuppenschauer wie die Perseiden und die nächtliche Pracht ist überwältigend.

Warum können wir die Sterne heute so schlecht sehen?

Leider bleibt uns, gerade in und rund um Berlin, dieser beeindruckende Anblick versagt. Die Anzahl der Sterne, die man von Berlin aus sehen kann, sind begrenzt. Das Problem nennt sich Lichtverschmutzung und das ist der Grund für unsere Sternenblindheit. Je mehr Lichter auf der Erde erstrahlen, desto weniger Sterne sieht man. Waren es vor Tausenden von Jahren ein paar Fackeln und Lagerfeuer, sind es heute Millionen Haushalte, Straßenlaternen, Scheinwerfer und Leuchtreklamen. Das macht schon einen ganz gewaltigen Unterschied. So sehr, dass die Sterne vor dem Licht verblassen. Der Effekt lässt sich leicht nachahmen: Wenn man sich in der Nacht unter eine Laterne stellt, sieht man wenig vom Himmel über sich. Auch im Havelland ist die Problematik der Lichtverschmutzung eindrucksvoll zu sehen, denn auch die Dörfer der Umgebung strahlen eine Helligkeit in den Himmel aus. Die tiefe Dunkelheit macht das sichtbar.

Warum in den Sternenpark Westhavelland

Im vielbevölkerten Berlin und der näheren Umgebung ist die Lichtverschmutzung zu stark. Im Westhavelland ist die Besiedlung jedoch geringer. So gering, dass man deutlich mehr Sterne als in unserer Region sieht. Dies bedeutet auch, dass man tagsüber weitläufige Natur erkunden kann. Von dem flachen Land stiegen etliche Kraniche auf. Außerdem kreisen viele Raubvögel über den Wiesen, die von Havel und einigen Kanälen durchsetzt sind. A pro pos: Es gibt nicht nur die Havel, sondern viele große und kleine Seen, die Badespaß bedeuten. Vor dieser Kulisse beginnt die Sternenschau nach dem spektakulären Sonnenuntergang. Der Sternenpark liegt grob zwischen Neustadt (Dosse) und Rathenow, an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Der kleine Ort Gülpe gilt als dunkelster Ort Deutschlands.

Sternenpark Westhavelland | Anreise

Der größte Vorteil des Sternenparks Westhavelland liegt natürlich in der relativen Nähe. Das Westhavelland ist ein Teil von Brandenburg und mit dem Auto in rund zwei Stunden erreichbar. Man sollte genügend Zeit einrechnen, denn viele stationäre Radarkontrollen achten strikt auf überhöhte Geschwindigkeiten. Das Gaspedal etwas durchzudrücken, ist auf der teils schnurstracks verlaufenden Straße verlockend.

Auch für eine ausgedehnte Fahrradtour bietet sich die Entfernung an. Da sollte man jedoch eine Übernachtung mit einrechnen, denn fünf bis sechs Stunden braucht man mit dem Drahtesel schon bis ins Westhavelland.

Leider kann man die Anreise mit dem Zug nicht empfehlen, es sei denn, man ist gut zu Fuß. Denn vom Bahnhof muss man noch einige Kilometer bis zu einem lichtbefreiten Ort überwinden. Es ist der Sache auch dienlich, sich von Lichtquellen wie Städten zu entfernen. Es gibt zwar einige Busse, aber die seltenen Abfahrtszeiten stellen die Reise in den Sternenpark im Westhavelland mit den öffentlichen Verkehrsmitteln vor eine Geduldsprobe.

Wer trotz der zweistündigen Anreise mit dem Auto nur kurz verweilen will, sollte bedenken, dass viele Beobachtungsorte dann bereits gut gefüllt sein könnten. Außerdem sorgen die Scheinwerfer bereits für eine Lichtverschmutzung. Allerdings muss man wohl doch recht spontan dafür sein. Denn es braucht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch einen wolkenfreien Himmel für die Beobachtung des Weltalls. Und wenn man die Milchstraße sehen will, ist auch der Mond nicht förderlich. Für die Erkundung des Nachthimmels helfen Fernrohr oder Teleskop selbstverständlich viel. Es gibt auch eine spezielle Beobachtungsgruppe wie der WestHavelländer AstroTreff (WHAT). Die haben ihren Treffpunkt auch bei Gülpe und heißen Besuchende mit Vorträgen und Equipment willkommen.

Einen geeigneten Platz im Sternenpark Westhavelland finden

Wer mit dem Auto anreist, bedient sich offenbar nicht selten der Orientierung in Google Maps. In dieser App ist ein Punkt mit der Aufschrift „Sternenpark Westhavelland“ angepinnt. So finden viele denselben Weg, den auch ich fuhr. Dabei gibt es insgesamt neun Stellen, die die Region dafür ausgewiesen hat. Der kleine Ort Gülpe mit seinem See liegt im Zentrum des Sternenparks. Die bei Google eingestellte Stelle ist zwar tatsächlich existent, aber nicht mit dem Auto erreichbar.

Der Weg führt dann auf eine kleine Straße südlich von Spaatz. Diese wurde gesperrt und wie man auf der Homepage des Sternenparks nachlesen kann, soll man dort auch nicht fahren. Der Weg, der auch als Sackgasse ausgewiesen ist, endet an einer Betonbarriere. Die holperigen Straßen in dieser Gegend sind zu eng für zwei Fahrzeuge, weshalb kleine Ausbuchtungen zum Ausweichen eingerichtet wurden. Es erschien uns so, als würde der Verkehr in sternenklaren Nächten steigen.

Die Anwesenheit der Sternschauenden trifft denn auch nicht immer auf Gegenliebe bei den Einwohnenden. So wurden wir von einem Jäger angesprochen. Er erklärte uns, dass er die Wiesen zur Wildschwein-Jagd gepachtet hätte. Das werde durch den Stern-Tourismus an der Stelle jäh unterbrochen. Er versuchte diese Stelle aus Google Maps entfernen zu lassen, was ihm aber nicht gelang. Er verwies auf einen Campingplatz einige Kilometer weiter. Jedoch ist dieser Bereich auch als Beobachtungspunkt ausgewiesen. Mit den Worten: Na ja, Ihr könnt ja auch nichts dafür, verließ er uns. Tatsächlich konnte man in der Nacht auch einige Schüsse hören.

Wo man überall die Sterne beobachten kann, wo es Campingplätze und einige Tipps zum Beobachten gibt, findet man auf der Seite des Sternenparks, der unten verlinkt ist.

Kann man tatsächlich viele Sterne sehen?

Das Fazit ist, dass man im Sternenpark Westhavelland deutlich mehr Sterne als in Berlin sehen kann. Da ich die Milchstraße aus meiner Kindheit noch kenne, erhoffte ich die spektakulärsten Bilder. Ich wurde enttäuscht. Es gibt die Bilder der Milchstraße, die im Sternenpark geschossen wurden. Mir war dieser spezielle Blick verwehrt. Warum kann ich tatsächlich nicht sagen. Theoretisch ist die Milchstraße den ganzen Sommer über zu sehen. Vielleicht war der Andrang nach der Sternenschau auch schon der Grund für das Fehlen der eigentlichen Milchstraße. Man konnte sie jedoch erahnen. Und an Sternen mangelte es auf keinen Fall.

Wo befindet sich der Sternenpark Westhavelland?

  • Offizielle Homepage mit Plätzen zur Beobachtungsplätzen und weiteren wichtigen Hinweisen, wie wo Duschen stehen.
  • 14715 Havelaue

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