Das Haus der Wannseekonferenz ist ein mahnendes Symbol der industriellen Vernichtung von Menschenleben durch Rechtsextreme.

Heute ist das Haus der Wannseekonferenz ein Museum, in welchem einer der menschenverachtendsten Pläne der Geschichte besprochen worden ist: die Deportation und Ermordung von Millionen Juden durch die Nationalsozialisten im Jahr 1942. Man muss sich klarmachen, dass diese Leute über die Tötung von Nachbarn, Verwandten und Freunden sprachen. Ein beispielloses Verbrechen, das mit dem Wort Antisemitismus begann.

Kriminelle und Rechtsradikale | Geschichte des Hauses am Wannsee

Zum Ende des 19. Jahrhunderts zog es viele reiche preußische Familien an den Wannsee. Es war die Zeit des Villenbaus, der selbstverständlich im krassen Kontrast zu den Elendsvierteln der Arbeiterschaft stand. Am Wannsee entstand die ‚Colonie Alsen‘. Zu den Immobilienkäufern gehörten vornehmlich Industrielle, wie es auch bei diesem Haus der Fall war. Ernst Marlier, er überlebte die NS-Zeit, kaufte 1913 das Grundstück für eine halbe Million Mark und beauftragte Paul Baumgarten mit dem Bau einer Villa. Das vorgegebene Motto war der italienische Landhausstil. Baumgarten hatte auch die Liebermann- und die danebengelegene Hamspohn-Villen konzipiert.

Ernst Marlier selbst kam mittels Betrug zu Geld und Villa, denn seine pharmazeutischen Produkte waren wirkungslose Augenwischereien. Er verkaufte das Haus 1921 an die „Norddeutsche Grundstücks-Aktiengesellschaft“ in Berlin, deren Chef, Friedrich Minoux, 2,3 Millionen Mark bezahlte.

Auch dieser Eigentümer war ein Betrüger und darüber hinaus ein rechtsradikaler Gegner der Demokratie. Für Stinnes kaufte er während der Zeit der Inflation günstig ein und verscheuerte es anschließend für teures Geld. 1923 machte er sich selbstständig und war 1924 Mitgründer der Bewag. Er gehörte seit 1923 zu den größten Spendern der NSDAP, erhoffte er sich doch einen Ministerposten. In der Villa trafen sich damals die Nazi-Größen mit Groß-Industriellen und Investoren, um Pläne für die Abschaffung der Demokratie zu schmieden. Minoux sollte in der neuen Regierung Finanzminister werden, ja sogar den Kanzlerposten hatte er in Aussicht.

Mit Begeisterung war er bei der Reichspogromnacht 1938 aktiv dabei und ging gegen andere Fabriken vor. Im gleichen Jahr wurde er bei seinen Bilanzfälschungen erwischt, die er über zehn Jahre begangen hat und er veruntreute Gelder bei verschiedenen Firmen in Höhe von 8,8 Millionen Mark. Wegen politischer Verbindungen ging er erst 1941 dafür ins Gefängnis und verkaufte es an die SS-Stiftung „Nordhav“ für knapp zwei Millionen Mark. Er starb fünf Monate nach dem Ende, wofür er mit seiner rechtsradikalen Geisteshaltung einstand und weltweite Zerstörungen bewirkte.

Der neue Besitzer des Hauses war der SS-Führer Reinhard Heydrich, der 1941 von Hermann Göring mit der „Endlösung der Judenfrage“ beauftragt wurde. Das Haus diente seither bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als Gästehaus der SS, wobei es auch anderen NS-Organisationen als Unterkunft diente. Von Nordhav ging es 1943 an die Polizeiverwaltung für die Sicherheitspolizei und 1944 zog der Inlandsgeheimdienst der Nazis ein. Noch 1945 war der Gestapo-Chef hier und verhandelte mit dem Roten Kreuz über die Übergabe von Konzentrationslagern.

Die Villa nach dem Zweiten Weltkrieg

Mutmaßlich, aber unbelegt, nutzten zunächst sowjetische und anschließend US-amerikanische Truppen das Haus, aber schon 1946 ging es an den Berliner Magistrat. Eine kurze Nutzung für das DP-Lager Schlachtensee in der Potsdamer Chaussee ist gleichfalls Hören-Sagen. Möglicherweise war es ein Lager für Jugendliche ohne Eltern.

Der Magistrat verpachtete das Gelände im Dezember 1946 an die SPD. Sie richteten in den Gemäuern im Folgejahr eine Bildungsstätte ein – das ‚August-Bebel-Institut‘. Es war ein Erholungsheim mit einer umfassenden Bibliothek, zahlreichen Kursen und Vorträgen, mit unter anderem Otto Suhr oder Ernst Reuter.

Aus finanziellen Gründen wurde es 1952 aufgegeben und zu einem Schullandheim für Kinder aus Neukölln, aber auch die Polizei und Rudervereine hatten bereits in den 60er Jahren Interesse angemeldet.  Vor der Umwidmung nutzte der Seglerverein das Gebäude in den 1980er Jahren.

Ab 1986 wurde eine Kommission beauftragt ein Nutzungskonzept zu erarbeiten. Ein Jahr später ging das Areal in den Besitz des Landes Berlin über. Ziel war eine Ausstellung zur schlimmsten Geschichte des Hauses. Am 20. Januar 1992 – 50 Jahre nach der Konferenz – wurde das „Haus der Wannsee-Konferenz“ als Gedenkstätte eröffnet.

Vorlauf zur Wannsee-Konferenz  

Die rechtsextreme und demokratieverächtliche NSDAP nahm die Ressentiments des Antisemitismus auf. Eine willkürlich ausgewählte Eigenschaft wurde zum Feindbild. Die Wahnvorstellung einer jüdischen Rasse, die darüber hinaus an allem schuld sein sollte, führte gleich nach Machtergreifung der NSDAP zu Verfolgung, Diskriminierung und Deportation von Menschen jüdischen Glaubens.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erweiterte das Herrschaftsgebiet dieser Vorstellung. Der davor angekündigte Wahn von Adolf Hitler wurde real. Die Jüdinnen und Juden Europas sollten nicht mehr nur weggebracht, sondern systematisch vernichtet werden.

Mit dieser Aufgabe wurde Reinhard Heydrich betraut. Er war Chef des Reichssicherheitshauptamts, das den Krieg mit vorbereitete und auch die Judenfrage lösen sollte.

Als die Sowjetunion im Juni 1941 zum Kriegsgegner wurde, als Japan und die USA im Dezember 1941 Teil des Zweiten Weltkriegs wurden, erklärte Deutschland ihnen auch noch den Krieg. Der Weltkrieg, so Hitlers Drohung gegenüber einer Glaubensgemeinschaft, soll ihre Vernichtung zur Folge haben. In seinem Wahn glaubte er an ein Zeichen des Schicksals und befahl die Vernichtung eines Teils der Bevölkerung Europas. Die willfährigen Helfer zögerten nicht, im Gegenteil – sie agierten in vorauseilendem Gehorsam.

Göring beauftragte bereits im Juli 1941 Reinhard Heydrich damit, einen Plan für die ‚Endlösung der Juden‘ anzufertigen. Denn die systematische Vernichtung von Landsleuten, Freunden, Verwandten und Nachbarn, wurde bereits eingeleitet – nicht nur in eroberten Gebieten auch in Deutschland.

Heydrich lud nun die betreffenden Stellen zu einer Konferenz ein. Es waren nicht nur die Bereichsleiter zur Konferenz gekommen, auch ausgewiesene Praktiker des massenhaften Mords an Zivilpersonen. Hier ist die Liste der Konferenzteilnehmer einzusehen.

Die Morde an den wehrlosen Menschen, kalt und emotionslos, potenzierten sich. Es waren Tausende und Abertausende von Schicksalen. Im Herbst 1941 waren es jeweils Zehntausende. Andere starben durch Hunger und Krankheit und Zwangsarbeit. Ein Menschenleben hatte keinen Wert mehr, weder das Kanonenfutter noch die vermeintlichen Untermenschen.

Im November 1941 begann man mit dem Bau von Gaskammern.

Wannsee-Konferenz in dieser Villa

Anlässlich der Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 wurden massenhaft Menschen hingerichtet. Anschließend kamen die Massenmörder zu dieser Konferenz, um die Organisation dessen zu besprechen. Alle sollten nun an einem Strang ziehen, um die systematische Ermordung zu vollstrecken. Am Ende des Tages war das ausgegebene Ziel elf Millionen Menschen sinnlos zu ermorden. Sechs Millionen würden der Hölle, die Treitschke losgetreten hat, nicht entgehen.

Eigentlich sollte die Konferenz bereits im Dezember 1941 stattgefunden haben, allerdings in einem anderen Haus am Kleinen Wannsee. Die Kriegserklärung an die USA mag der Grund für die Verschiebung gewesen sein.

Das Protokoll der Tyrannei der Unmenschlichkeit spricht deutliche Worte von Mord und Vernichtung. Es ging um eine effektivere und wirtschaftlichere Umsetzung des größten Massenmords in der Geschichte der Menschheit. Es ging um Zuständigkeiten und die Ölung der Maschinerie der Vernichtung, wozu auch Zwangsarbeit zählte. Darüber hinaus definierte man auf der Konferenz die Art des Mordes an Menschen, deren Auswahl nach willkürlich festgelegten Kriterien erfolgte.

Diese Konferenz war der Auftakt dreier weiterer Treffen, die zu genaueren Definitionen des Schreckens tagten. Jedoch war immer unmissverständlich die Rede von Mord an Männern, Frauen und Kindern.

Nach der Befreiung wurden sechs Personen dieser diabolischen Runde zur Rechenschaft gezogen. Einige mit Haft- andere mit Todesstrafen. Die übrigen Teilnehmer haben das Kriegsende nicht erlebt. Nur drei Personen entgingen der Strafe.

Wo befindet sich die Villa der Wannsee-Konferenz?

  • Am Großen Wannsee 56-58
  • 14109 Berlin
  • Homepage
  • GPS: 52.43291509107042, 13.165361055956852

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