Der zentrale Ort von Güterfelde, gleich neben dem Schloss, ist der Kirchhof. Eine typische Feldsteinkirche in ihrer vollen Pracht.
Eingeschlossen von der Straße steht die Kirche von Güterfelde mit dem sie umgebenden Friedhof quasi mitten im Weg. Warum steht sie dort? Güterfelde war früher eine Station auf der Strecke zwischen Spandau und Leipzig. Daher auch der Name Güterfelde, was von ‚jutro‘ und ‚gost‘ stammt und ‚Morgen‘ und ‚Gast‘ bedeutet. Ein Morgengast? Ein Weiterreisender? Jedenfalls begegnete man der Kirche, genau wie heute, bei der Durchfahrt. War es einst ein slawisches Heiligtum? Diente die Position der Christianisierung der heidnischen Slawen, die auf der Reise waren?
Die Geschichte der Kirche von Güterfelde
Die Siedlung war ursprünglich ein slawisches Sackgassendorf, das um den Dorfanger angelegt wurde, wo man gemeinsam das Vieh weidete. Die Sackgassenformation kann man heute noch an Alt-Schönow sehen. Auf dem Dorfanger wurde die Kirche errichtet. Mit der Wandlung des Orts zu einem Rittergut wurde die frühere Dorfstruktur aufgebrochen und lässt sich heute kaum noch erkennen. Dafür verfügt der Ort heute über das Schloss Güterfelde. Die Achse zwischen Kirche und Schloss war mit einem Garten verbunden, dessen Wege in gerader Linie dazwischen verliefen.
Die Kirche entstand irgendwann zwischen 1200 und 1230, manche sagen eher so bis 1250. Das ist für die Gegend dennoch recht alt und fällt in die Zeit der Spätromanik. Bei der ursprünglichen Kirche handelte es sich zunächst um ein einfaches Schiff mit dem Ansatz für einen Turm, der aber bezüglich der Höhe noch nicht über das Schiff hinausreichte. Das Schiff hatte im Original die Ausmaße: 15 Meter auf 9,10 Meter, während der Chor außen 7,30 Meter auf 6,10 Meter maß. Dieser Abschnitt wurde später verbreitert. Nur die Apsis blieb mit 2,30 Meter auf 5,45 Meter so. Aus den ursprünglichen Tagen weist die Apsis zwei Nischen auf, wo der Priester die Sakramente lagerten.
Wo heute der Turm steht, war im Original ein Giebel aus Feldsteinen hochgemauert worden. Das ist mit bloßem Auge zu erkennen, wenn man es weiß. Dieser Kirchenteil war das Fundament für den späteren Turm und verfügte über Schießscharten. Das Schiff aus gleichmäßig behauenen Quadern verfügt über eine Apsis und den in der Breite reduzierten, eingezogenen Chor. Die Bauweise, wie das Portal mit runden und spitzbogigen Elementen, weist auf dieselben Handwerker hin, die auch die Kirche in Stahnsdorf erbaut haben. Der frühere Priestereingang im Chor wurde zugemauert und ist heute nicht mehr zu sehen. Daher ist die Stelle auch nicht genau bestimmbar. Wann die anderen Eingänge geschaffen wurden, ist ebenfalls unklar.
Aus der Giebelfront wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts der Turm hochgezogen, aber das genaue Jahr ist nicht bekannt. Wann das Spitzdach aufgesetzt wurde, ist ebenfalls unklar. Gesichert ist nur, dass es im 18. Jahrhundert bereits vorhanden war. Im Turm hängt eine Glocke aus dem Jahr 1595 und stammt aus Magdeburg. Eine Glocke von 1685 erzählt vom Spender: Valentin Düring von Gütergotz.
1806 wurde das Spitzdach erneuert, das bis heute zu sehen ist, obwohl die Wetterfahne die Jahreszahl 1779 aufweist. Aus dieser Zeit sind auch die Erhöhung des Chors und möglicherweise andere bauliche Veränderungen. 1867 erfuhr der Chor eine Verbreiterung und die Neogotik zieht sich seither durch die Blendfenster.
Der kurfürstlichen Hofprediger Benjamin Bär und Gütergotz
Benjamin Ursinus machte eine steile Karriere im 17. und 18. Jahrhundert. Auf dem Höhepunkt seines Erfolgswegs am kurfürstlichen Hofe Brandenburgs war er Bischof der neuen, reformierten preußischen Kirche. Ein Kirchenamt hatte schon sein Großvater und sein Vater inne. Er war zwei Mal verheiratet. In erster Ehe mit der Tochter des reichen Adels van Bilderbeck und dann mit einer Tochter aus einer Politikprominenzfamilie.
Nach dem Theologie-Studium in Heidelberg erlangte Ursinus 1667 das Amt des Predigers der geheimen reformierten Kirche in Köln. Schon drei Jahre später wurde er zum kurbrandenburgischen Hofprediger in Berlin-Cölln berufen. Im Jahr 1688, und das verdeutlicht seinen Einfluss auf den Kurfürsten von Brandenburg Friedrich III, salbte Ursinus den Kurfürsten zur Amtseinführung. Im Jahr 1700 wurde er derart zum ersten königlichen Oberhofprediger und Kirchenrat. Zwei Jahre später wurde er zum Bischof. Mit diesem Titel ausgestattet, durfte er 1701 Friedrich III zum König von Preußen salben. Im Jahr 1705 adelte ihn der König und er wurde zum Stammvater derer von Bär.
Mit der Krönung Friedrich Wilhelms I schwand sein Einfluss am Hofe und vier seiner insgesamt 18 Kinder aus zwei Ehen wurden aus dem Staatsdienst entfernt. Auch Ursinus musste auf Teile seines Gehalts verzichten. Das war auch dem Sparkurs des neuen Königs geschuldet. Diesen Sparkurs erklärte der neue König bald nach dem Tod seines väterlichen Vorgängers.
Noch als Hofprediger der Kurfürsten in Berlin wurde er zum Erbherrn in Stolpe. Als er zum Hofprediger aufstieg, erwarb er auch den Titel des Erbherrn auf Gütergotz. Schon vier Jahre zuvor ließ er sich ein Lusthaus in Güterfelde erbauen. Das Anwesen diente nicht dem Geschäft, sondern der Freizeitbeschäftigung. Wo das Haus stand, ist heute nicht mehr zu ergründen. Man kann aber wohl annehmen, dass das Haus am Güterfelder Haussee stand. Als er 1720 starb, wurde er auch in Güterfelde beerdigt.
Wo befindet sich die Kirche Güterfelde?
- Kirchplatz 4
- 14532 Stahnsdorf-Güterfelde
- GPS: 52.366604757638974, 13.195222549945314