Max Liebig war ein wichtiger Bürgermeister in der Geschichte von Teltow. Er wurde in einem Ehrengrab der Stadt beigesetzt. Sein Engagement war über die Grenzen Teltows hinaus bekannt. Doch es gab auch einen Vorwurf des Amtsmissbrauchs.
Im Wandel der Zeiten von der althergebrachten Lebensweise der Landwirtschaft und dem Handwerk zur Moderne legte ein Bürgermeister die Grundlage für das heutige Teltow: Max Liebig. Ihm und dem Teltowkanal ist es zu verdanken, dass die Ackerbürgerstadt heute eine Industriestadt ist.
Teltow vor dem Teltowkanal
Im Jahr 1900 war Teltow noch ein kleines Städtchen am Rande des kaiserlichen Speckgürtels. Berlin aber expandierte. Die Industrie bot Arbeitsplätze und das landwirtschaftliche Dasein endete. Diese Entwicklung stellte die Menschen vor tiefgreifende Veränderungen. Die wohlhabenden Menschen genossen den Komfort der neuen Zeit: Wasseranschluss oder Stromversorgung. Noch heute gibt es im Großraum Teltow Straßen, wie sie damals üblich waren. Auch weite Teile von Zehlendorf-Süd waren über unbefestigte Straßen zu erreichen.
Das existierende System war für eine geringe Bevölkerungszahl ausgelegt, wie es in Teltow der Fall war. Dort lebten etwa zwei- bis zweitausendfünfhundert Menschen. Es war eine Kleinstadt, die vor allem von der Landwirtschaft lebte, wie es eigentlich schon immer der Fall war. Aber das würde sich in den nächsten Jahren radikal ändern.
Schlag auf Schlag setzte sich die Industrialisierung durch. 1900 war der Beginn des Baus des Teltowkanals, der 1906 eröffnet wurde. 1901 wurde in Teltow die Industriebahn gebaut, der Flugplatz würde 1910 aufmachen.
Bürgermeister von Teltow: Max Liebig
Max Liebig modernisierte die Stadt Teltow mit den heutigen als normal geltenden Standards. Er wurde am 28. April 1864 geboren und er starb wenige Tage vor der Eröffnung des Flugplatzes, am 29. September 1910.
Viele Bürgermeister seiner Zeit waren parteilos, vermutlich war das auch bei Liebig der Fall. Er wurde 1903 vom Gemeindevorstand mit seinen Stadtverordneten für die Dauer von zwölf Jahren gewählt. Doch er würde die volle Amtszeit nicht mehr erleben. Die Stadtverordneten kamen durch das ‚Dreiklassenwahlrecht‘ ins Amt, wonach das Stimmrecht von der Höhe der Steuer abhing.
Liebig bewarb sich um die Stelle als Bürgermeister. Zuvor war er Gemeindevorstand in Borstadt-Plauen. Erst mit seiner Wahl zog er nach Teltow.
Bilanz des Bürgermeisters Max Liebig
Max Liebig begann mit seiner Modernisierung in der Schule. Er startete den dringend nötigen Ausbau um fünf auf 13 Klassenräume. Die Schule erhielt eine Zentralheizung und mit Gaslicht konnte man sogar etwas sehen. Zudem ließ er die Schule ans Wassernetz anschließen, was sei nächstes Projekt war. Die Versorgung Teltows mit Wasser und Elektrizität. Dafür wurde eine Kanalisation gebaut und die Straßen wurden gepflastert.
Dem Teltowkanal stand Liebig positiv gegenüber. Er unterstützte das Projekt nach Kräften. Er sah die Zukunft der Stadt in der Industrialisierung und legte mit beispielsweise dem Anschluss an die Güterschiene die Grundlagen dafür. Liebig war denn auch im Aufsichtsrat der Teltower Betriebsgesellschaft m.b.H, die dafür zuständig war. Die Anbindung an Schiene und Teltowkanal brachte Standortvorteile für Teltow mit sich. So war es auch Liebig, der die entsprechen Industriegebiete ab 1907 erschloss.
In seine Zeit fiel auf die Errichtung des Stubenrauch-Brunnens auf dem Marktplatz. Zu seiner Eröffnung konstatierte Liebig, dass Teltow nun eine Industriestadt sei. Und das ist wohl auch ihm zu verdanken.
Dass seine Reputation durchaus Anerkennung fand, zeigte sich in der Erhebung in den Ritterstand des Kronordens. Diesen Orden stiftete der belgische König für Kolonialerfolge in Kongo. Ab 1908 wurde er zum Staatsorden, der auch an Personen verliehen wurde, die sich um Wirtschaftsförderung bemühen. Diese Ehre wurde auch Max Liebig als Preuße zuteil, mutmaßlich wegen seiner Bemühungen um die Industrialisierung.
Als Max Liebig 1910 starb, folgte ihm Viktor Palleske ins Amt, der das Konzept der Industrialisierung fortführen wird. Liebig, so schildert es seine Todesanzeige, starb nach kurzer Krankheit.
„Am 29. Oktober entschlief unerwartet nach kurzem Leiden unser Herr Bürgermeister Max Liebig, Ritter des Kronenordens, im Alter von 46 Jahren. Der Verewigte hat während seiner 7jährigen Amtstätigkeit mit unermüdlicher Arbeitskraft und Schaffensfreudigkeit die Geschicke unserer Stadt in wahrhaft musterhafter und vorbildlicher Weise gelenkt.
Der weite Blick und die große Tatkraft, welche ihm eigen waren, kennzeichnen sein Wirken für unsere Stadt, seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft für jedermann ließen unsere Herzen ihm entgegenschlagen; er war nicht nur der Bürgermeister, er war mehr, er war unser aller Freund und Berater.
Die Dankbarkeit und das Andenken an den zu früh Dahingegangenen wird nie in unseren Herzen erlöschen.
Teltow, den 30. Oktober 1910.“
Skandal oder Rufmordkampagne um Max Liebig
Der Bürgermeister von Teltow, Max Liebig, war ein geschäftiger Mensch und es wurde ihm nachgesagt, er habe auch seine eigene Tasche dabei aufgefüllt. Konkret wurde Liebig von einem Ingenieur Mackenzie aus Schöneberg Amtsmissbrauch und widerrechtliche Bereicherung vorgeworfen. Mackenzie hatte selbst Grundstücke in Teltow und ihm stand eine Steuerklage ins Haus. Er warf Liebig vor, ein Grundstück mit einem hohen Profit wiederverkauft zu haben.
Welches Grundstück Liebig für 1.500 Mark gekauft und für 15.000 Mark an einen Maurer namens Kühne verkauft haben soll, ist nicht überliefert. Mackenzie beantragte ein Disziplinarverfahren. Doch das Gericht sah darin eine Beleidigung von Liebig und stellte Mackenzie vor Gericht, was ihn 1909 zu 50 Mark Strafe (oder 10 Tage Haft) verurteilte.