In Diedersdorf steht ein in der ganzen Region bekanntes Schloss, das heute eine Eventlocation ist.

Bei der Frage, wohin der Ausflug führen soll, kommt man schnell auf das Schloss Diedersdorf, das etwa 15 Kilometer von Zehlendorf entfernt ist. Es locken eine schöne Gegend und ein renoviertes Gutshaus.

Die kurze Geschichte der Ortschaft Diedersdorf

Der Ort Diedersdorf findet seine erste Erwähnung im Landbuch Karls IV im Jahr 1375. Zu der Zeit existierte in dem Ort schon ein Rittersitz mit einer Größe von 53 Hufen. Das Landbuch gibt darüber Auskunft, dass der Pfarrer ein Stück Land hatte, es 19 Kötter, eine Kneipe und eine Mühle gab. Die Endung -dorf deutet auf eine Besiedlung durch Deutsche hin, was sich hier vermutlich im 12. oder 13. Jahrhundert vollzog.

Der Besitz des Hochstifts Brandenburg wurde an den Schenken von Sydow verliehen, der es in Teilen an einen Peter von Seden weitergab. Mit der Wandlung des Hochstifts zur Mark Brandenburg wurde Diedersdorf 1415 ein markgräfliches Lehen, welches 1450 an die Familie Boytin oder Bettin ging. Im 15. Jahrhundert verringerte sich die Zahl der bewirtschafteten Hufe. Als sich die Berliner Bevölkerung gegen die kurfürstliche Entmündigung wehrte, war Diedersdorf unter Boytins Regentschaft auf der Seite des Kurfürsten. Dafür wurde er später zum Bürgermeister in Berlin ernannt und womöglich auch deshalb in den Adelsstand erhoben.

Um 1600 wuchs Diedersdorf wieder an. Der Rittersitz verfügte über 14 Hufe, es gab einen Schäfer, einen Hirten, einen Schmied und eine Reihe von Knechten. Boytin befreite vier der inzwischen 40 Hufen von den Abgaben. Der Dreißigjährige Krieg war das Ende des Adelsgeschlechts. 1652 lebten nur noch der Schulze, ein Knecht und ein Bauer in dem Ort.

Im Jahr 1645 übernahm der Adel von Thümen die Grundherrschaft, wobei es kurzzeitig auch die von Beer und von Großdorf und von Zabeltitz ihr Eigen nannten. 1691 übernahm das Haus von der Goltz, die es ein Jahr später an die von Marwitz abtraten. Zwischenzeitlich hatte sich die Bevölkerung wieder etwas erhöht, sodass auch ein Maier, ein Müller und weitere Berufe auftauchten. Allerdings gab es auch noch viele wüste Höfe. Ein Kötter diente als Vorwerk für Arme.

Im 18. Jahrhundert wurden einige Investitionen gemacht, wie in die Kirche. Die von Marwitz verkauften das Gut Diedersdorf 1774 an Ernst Bogislav von Bandemer. Dessen Sohn, Ernst Friedrich Wilhelm von Bandemer, erbaut schließlich das Gutshaus Diedersdorf in seiner heutigen Form. Der nächste Eigentümer, Obrist von Meyerinck, konnte seine Schulden nicht mehr begleichen und Diedersdorf wurde versteigert. Der neue Eigentümer war der Alte: Ernst Friedrich Wilhelm von Bandemer. Vor diesem Hintergrund wurde Bandemer 1819 Landrat von Teltow. Die Tochter der Familie, Marie Friederike Caroline Henriette Bandemer, übernahm das Gut 1848. Sie starb unverheiratet und das Gut wurde zur Stiftung. Ihrem Testament gemäß sollte es ein Heim für ledige Offizierstöchter über 40 Jahre werden. Die Stiftung ging an Frau Schweitzer, welche es an den Oberamtmann Lüdecke verpachtete.

1901 kaufte Berlin das Gut, um hier Rieselfelder anzulegen, wie in vielen anderen Teilen des Gebiets um Teltow. Es kamen neue Pächter und ein Herr Ruths, der Direktor für Berlin Stadtgüter, bezog seine Residenz im Gutshaus bis 1933. Dann übernahm Gisela Gueiter die Pacht. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gutshaus nicht beschädigt. Später wurden weitere Ländereien enteignet und es entstanden LPGs.

Gutshaus alias Schloss Diedersdorf

Die Eventlocation Schloss Diedersdorf ist weithin bekannt. Es handelt sich bei dem Anwesen um ein ehemaliges Rittergut, das seine Ursprünge bereits vor dem 14. Jahrhundert hatte. Wie groß das ehemalige Anwesen war, ist unklar. Die Vermutung ist, dass das heutige Schloss nur teilweise auf dem ehemaligen Fundament liegt. Der Grund für die Annahme war das Auffinden zweiter Keller, die sich unterhalb des Schlosses befinden. Das ältere Fundament ist vermutlich ein Konstrukt des Mittelalters.

Zur Zeit der Boytins war das Gutshaus im Besitz von Caspar von Bellin und später übernahm Anna von Beer. Davor waren die von Thümen, aus deren Reihen Anna von Beer stammte. Weitere Eigentümer waren über die Jahrhunderte die Brüder Bardeleben, 1666 General von der Goltz und ab 1691 die von Marwitz. Sie nannten sich später von Diedersdorf und blieben über lange Zeit die Gutsbesitzer.

Der Erbauer des neuen Gutshauses war der Landrat Ernst Friedrich Wilhelm von Bandemer, dessen Tochter das Gut zu einem Stift für Offizierstöchter machte (siehe oben). Es entstand ein verputzter Bau mit elf Achsen, wie es die großen Fenster unter dem Walmdach abbilden. Verziert wurden die Fassaden mit Stuck und Büsten. Es gibt Blattrosetten zu bestaunen und eine Engelsplastik aus Terrakotta. In Richtung Park ließ Bandeme einen Söller mit Balkon erstellen. Der Stil des Neobarocks zeichnet sich vor allem an der Freitreppe zum Park hin ab. Der Park ist heute ein beliebter Biergarten. Dort steht auch eine Voliere. Der Teich ist aus dem Jahr 1900.

Das Rittergut verfügte unter der Verwalterin Schweitzer ca. 330 Hektar Fläche Wald und es gab eine Brennerei. Ihre Nachfolgerin war 1893 die Friedericke Amalie von Bandemer für zwei Jahre. Es folgte Carl Viktor Liepmann, der die Führung an die Stadt Berlin übergab. Zur Zeit des Beauftragten von Berlin, Heinrich Ruths, wurde die Freitreppe von zwei Vollplastiken, die Löwen zeigten, befreit.

Der Zweite Weltkrieg zog das Gebäude kaum in Mitleidenschaft, sodass es 1950 zum Sitz von Landarbeitern wurde. Das Interieur ging in der Folgezeit verloren. Seit der DDR-Zeit gab es eine Kneipe im Keller des Gutshauses und es wurde 1982 unter Denkmalschutz gestellt. In der Postwendezeit kaufte ein privater Investor das Schloss und renovierte es. Das Schloss erhielt seine Originalfarbe und das Innere wurde zu einem Hotel und Tagungsstätte. Im ehemaligen Stall ist nun ein Landgasthof. Der Taubenturm stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die Markthalle ist von 1999. Die vorher an der Stelle gelegene Stallung wurde 1945 entfernt.