Das Schwein – eines der liebsten Tiere, vor allem ob des Fleisches. Wer etwas über das Tier und seine Haltung erfahren will, sollte sich das Deutsche Schweinemuseum in Ruhlsdorf anschauen. Das Museum ist eines der wenigen, die sich mit der Haltung und dem Lebensmittel Schwein auseinandersetzen. Auch die kulturellen Aspekte des Schweins werden in kleinem Rahmen vorgestellt.
Auf dem Gelände befinden sich auch das Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit sowie das Landesamt für ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung.
Die Geschichte des Museums in Ruhlsdorf geht auf die „Versuchswirtschaft für Schweinehaltung, -fütterung und -zucht“ zurück, die 1917 gegründet wurde. Ein Denkmal für den ersten Direktor, Karl Müller, steht vor dem Museum auf einer Wiese. Es wollte der optimalen Züchtung von Schweinen auf die Spur kommen. Das Konzept wurde auch während der DDR verfolgt. Das Institut bildete in diesem Zusammenhang auch aus. In Kursen konnte man auch lernen, wie man Schweine besamt. Das war eine der bedeutendsten Errungenschaften des Instituts und heutigen Schweinemuseums.
Vor der Wende gab es in Ruhlsdorf große Ställe für Tausende Tiere. Nach der Wende wurden die Tiere schnell abverkauft, da der Betrieb unwirtschaftlich wurde. 1991 wurde die Interessengemeinschaft Schweinemuseum zur Vorbereitung des 75. Jubiläums gegründet. Das Museum startete am 3. Dezember 1995. Seit 1997 gibt es den Förderverein Deutsches Schweinemuseum Ruhlsdorf.
In acht Abteilungen wird man über die allermeisten Belange des Schweins in Kenntnis gesetzt. Auch die Geschichte der Schweinehaltung wird thematisiert: Bis ins 19. Jahrhundert waren die Schweine sich meist selbst überlassen. Sie suchten ihr Futter selbst, paarten sich gelegentlich mit Wildschweinen und wurden erst vor dem Schlachten gemästet. Der Wald war das Auslaufgebiet, wo sie sich von Eicheln und Bucheckern ernährten. Daher waren die Tiere erst nach rund zwei Jahren schlachtreif.
Die kulturelle Bedeutung des Tiers bemisst sich beispielsweise an Wappen, die die Tiere zieren und den Städtenamen, die von Schweinen (oder Ebern) herleiten. Auch mit der Beleidigung „Schwein“ wird aufgeräumt, da das Schwein keineswegs dreckig ist. Er säubert sein Nest und verfügt über einen Klo-Bereich. Das Schwein räkelt sich im Schlamm, nicht im Kot, was auch der Entfernung von Parasiten dient. Des Weiteren, das hat sich aber bereits herumgesprochen, sind Schweine sehr intelligent. Zur kulturellen Bedeutung zählen auch Münzbilder mit Schweineprägungen aus der Antike, Glücksbringer, Sparschweine oder die Bedeutung der Tiere in anderen Kulturen. Das Schweinemuseum beherbergt auch das älteste Sparschwein Europas, das aus dem 13. Jahrhundert aus Thüringen stammt.
Eine Abteilung zeigt die Geschichte des Museums mit seinem Ausbildungsauftrag. Hier, wie in anderen Bereichen, findet man auch viele alte Bilder aus Ruhlsdorf, was für die Einheimischen durchaus von Interesse ist. Des Weiteren werden die Forschenden des Schweinemuseums geehrt. Dazu gehört beispielsweise Ferdinand von Lochow oder eben Karl Müller, der die Schweinezucht optimieren wollte. In dicken Ordnern erzählt das Museum auch die Geschichte der Zucht, der wichtigsten Persönlichkeiten und des Orts selbst, wobei viele Bilder der vergangenen Dekaden zu sehen sind. Auch die Schweinezucht in Thüringen wird genauer beleuchtet.
Selbstverständlich findet man auch Informationen über den Stammbaum der Schweine, deren Ursprung bei den Flusspferden liegt. Die Domestizierung gelang übrigens vor ca. 9.000 Jahren in Vorderasien. Genauer geht das Museum auf die Entwicklung der Kulturrassen hinaus, wovon viele nicht mehr existieren. Die Zuchtschweine sollten schnell viel Gewicht aufbauen. Wie und wo sie sich verbreiteten, wird anhand von Schautafeln erklärt. Für die Züchter gab es Schweine-Schauen, bei denen man neue Arten vorstellte und prämierte.
Seit den 1950er Jahren hat sich der Anspruch auf das Schweinefleisch verändert, weshalb auch andere Züchtungen vorkamen. Alten Züchtungen kann man hier noch nachspüren. Dazu gehören die „alte Landrasse Schwäbisch-Hallisches Schwein“ oder die „Cornwall-Sau“, die auch in der Farbe variierten. Maßgeblich war jedoch die Fleischproduktion und wie viel welcher Fleischart man vom Schwein gewinnen konnte. Das Schwein als „Kalorienlieferant“, wie es im Zweiten Weltkrieg gewünscht wurde, war in den 1950er Jahren nicht mehr en vogue, da man nun fettarmes Fleisch suchte. Hierbei waren Prof. Dr. Haring und West- und Prof Dr. Hofmann in Ostdeutschland Vorreiter. Über Kreuzungen kam man zu DE-Eber, Ha-Eber oder Pi-Sau, die das Fleisch lieferten. Entsprechende Schautafeln finden sich an den Wänden.
Selbstverständlich geht das Deutsche Schweinemuseum in Ruhlsdorf auch der Anatomie des Schweines nach. So sieht man neben einem Schweine-Skelett und kleinen Ferkeln auch einen ausgewachsenen Eber. Die Haltung wird anhand von alten Gegenständen, Fotos und Zeichnungen erfahrbar. Vor allem der Wandel der Haltung ist ein wichtiges Thema des Ausstellungsbereichs.
Die alten Ställe aus der Vorwendezeit sind auf Bildern erhalten geblieben. Auch ein Plan, wie man einen Stall errichtet, ist dort zu begutachten. Der Ruhlsdorfer Lochowstall ist eine spezielle Weiterentwicklung. In diesem Zusammenhang geht man auch auf die alten Haltungsverfahren ein, die mehr und mehr tiergerecht verliefen. Des Weiteren findet sich hier ein Modell über die Zuchtanlage vor der Wende.
Ein besonderes Augenmerk richtet sich auf die Ausbildung zur Besamung der Tiere. Technische Mittel, der Hormonzyklus der Sau oder Bilder berichten davon. Das Wissen darum wurde vor allem hier gesammelt. An der Lehrstätte konnte man sich zum Meister der Schweineproduktion oder zum Aufzucht-Spezialisten oder als Besamungstechniker ausbilden lassen. Mit der künstlichen Besamung erreichte man eine zehn-fach höhere Vermehrung und letztlich eine höhere Produktivität.
Bei der Zucht wurde auch darauf geachtet, dass die Tiere weniger Futter verbrauchten und mehr Fleisch zulegten. So interessiert sich der fünfte Raum der Leistungsprüfung. Hier werden Erfindungen ausgestellt, die zeigen, wie man das Fett des Fleisches maß. Dabei berücksichtigte man die Farbe des Fleisches, den Ph-Wert, die Form, die Gesundheit oder man maß einfach die Dicke des Fleisches auf dem Knochen. Auf diese Weise konnte man beispielsweise ermitteln, wie viel Kotelettfläche vorhanden ist. Der Vergleich mit den alten und neuen Methoden offenbart das hohe Forschungsengagement. Der Vergleich zwischen BRD und DDR ist ebenfalls dokumentiert.
Der Schweinegesundheit ist ein eigener Bereich zugeteilt, in dem man über die Seuchen oder die Schweinepest informiert. Zuletzt geht man auch auf den Transport der Tiere im historischen Vergleich ein. Das Gerben und die Verwertung anderer Teile des Schweins werden ebenfalls kurz beleuchtet. Vor dem Museum stehen noch weitere Exemplare, wie man Tiere gehalten oder transportiert hat.
Derzeit gibt es keine regelmäßigen Öffnungszeiten für das Museum. Interessierte können sich beim Museum melden und erhalten einen eigenen Führungstermin. Dies gilt besonders für Schulklassen. Das Museum wird von Ehrenamtlichen geführt. Allerdings gibt es Anträge für einen Ausbau der Anlage und die Wiederaufnahme der Forschung am Schwein. Dies soll in den nächsten Jahren starten. Lebende Schweine trifft im Museum allerdings nicht.
Wenn man das Areal betritt, muss man etwa 100 Meter nach hinten gehen. Das Museum befindet sich in einem Quergebäude vor den Bäumen.
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