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Paulus-Kirche Zehlendorf

Gegenüber dem Rathaus von Zehlendorf steht die Paulus-Kirche aus der Gründerzeit im Stil der Neogotik.

Wenn man durch das Zentrum von Zehlendorf fährt, fällt der Blick sofort auf das rote Gotteshaus im Stil der Neogotik. Die evangelische Kirche, die dem Heiligen Paulus gewidmet ist, ist aber nicht ständig offen.

Geschichte der Paulus-Kirche Zehlendorf

Die Paulus-Kirche ist nicht die erste Kirche von Zehlendorf, es ist ein Bau der Gründerzeit. Zum Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung Zehlendorfs zu und eine Erweiterung der ursprünglichen Kirche war vorgesehen. Zuerst dachte man an einen Neubau, doch der wurde aus Kostengründen abgelehnt. So blieb die Dorfkirche neben dem Heimatmuseum Zehlendorf erhalten.
1894 erhielt Zehlendorf mit seinen rund 1.100 Einwohnenden ein Grundstück zur Errichtung einer neuen Kirche geschenkt. Mittels eines Fonds bekam man genug Geld für einen Architektenwettbewerb zusammen. Der Staat übernahm letztlich rund ein Drittel der Kosten. An dem Wettbewerb konnten sich nur evangelische Architekten beteiligen. Hierbei setzte sich Hubert Stier durch, der von Johannes Oetzen, Max Spitta und Ludwig von Tiedemann erkoren wurde. Sein Konzept sah einen asymmetrischen Bau im regionalen Stil der Neogotik vor.

 Das Pfarrhaus wurde bereits vor dem Kirchenbau, 1903, fertig. Der Bau dauerte zwei Jahre von 1903 bis 1905. Es entstand das rote Backsteingebäude mit seinen hohen und filigranen Bauteilen, die an die Gotik erinnern sollen. Es war die Zeit des Historismus und man wollte die alten Stile wieder neu beleben, auch weil man sie als germanische Baustile erachtete. Tatsächlich aber ist der Begriff Gotik als Beleidigung gemeint und kommt aus Italien. Dort brachten die Goten das römische Imperium zum Einsturz, was man ihnen nicht so recht verzieh. Gotisch hatte einen schlechten Klang. So erklärte ein italienischer Baumeister die Kirchen nördlich der Alpen als hässlich und nannte sie gotisch.

Die Pauluskirche wurde 1905 eingeweiht und war fortan das Gotteshaus von Zehlendorf. Schon wenige Jahre später wurden die Glocken abgenommen und für Kriegszwecke eingeschmolzen. Neue Kirchenglocken wurden 1924 angeschafft. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäude nur mit einigen Schäden, wie an den Chorfenstern. Nach dem Krieg fand im intakten Pfarrhaus die Neugründung der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburgs statt.

Eingang und Langhaus Paulus Kirche Zehlendorf
Turm Paulus Kirche Zehlendorf
Backsteinbau Paulus Kirche Zehlendorf

In der Nachkriegszeit wollte man das Kircheninnere im Stil der 50er Jahre verändern. Daher wurde die kleine Taufkapelle entfernt und die Fenster neu justiert. Ein Jahr später, 1956, wurden neue Chorfenster verbaut und 1959 kam es zur erneuten Einweihung. Auch in den Jahren bis heute gab es immer wieder Renovierungsarbeiten, vor allem zu Beginn der 90er Jahre.

Paulus-Kirche Zehlendorf | Baudesign

Die Backsteinkirche ist ein typischer Baustil in der Mark und findet sich in vielen Städten wieder. Die asymmetrische Grundform ist ein Kreuz und fügt sich an einen vieleckigen Chor an. Das Turmfundament ist quadratisch. Der Turm ist nach Süden hin nicht mittig angelegt und verfügt über ein oktogonales Dach.

Die Asymmetrie ergibt sich auch aus den Seitenschiffen, da das westliche Seitenschiff breiter als das östliche ist. Um den gotischen Baustil nachzuahmen, sind Giebel, Filialtürme und Rosetten eingebaut. Die Neogotik zeigt sich bereits beim spitzbogigen Eingang mit seinem Wimperg.

Im Inneren setzt sich die Neogotik mit einem Gewölbe fort. Ursprünglich hing ein großer Kronleuchter mit Glühbirnen herunter, der den Kreuzbereich fast ganz einnahm. Er leuchtete zwischen den Granitsäulen den geschmückten Altar aus, der von Stier selbst gestaltet wurde. Besonders war die Position der Orgel, die im rechten Querschiff einen besseren Klang entwickelte. Die Malereien, der Altar und der Kronleuchter wurden bei der Neugestaltung der 50er Jahre entfernt. Es wurde ein Steinaltar aufgestellt.

Trotz der Bemühungen der Renovierung in den 1990er Jahren wurde das Original nicht wieder hergerichtet. Ein neuer Kronleuchter stürzte ab, Altar und Taufbecken sind nun mobil. Die Orgel von 1969, die den Platz vor der Rosette einnahm, gab 2005 ihren Geist auf und seit 2013 gibt es neue Orgeln.

Wo befindet sich die Pauluskirche?

  • Kirchstraße 6
  • 14163 Berlin-Zehlendorf
meister

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