Wohnen im Grünen Gartenstadt Zehlendorf
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die soziale Frage und die Wohnungsnot zentrale Probleme vieler Gesellschaften. Preußen machte da keinen Unterschied – im Gegenteil. Gerade Berlin platzte wegen der Industrialisierung aus allen Nähten. Wohnraum wurde benötigt.
Derweil schwappte aus Großbritannien eine neue Idee für Wohnen herüber, die Gartenstadtbewegung. Die Idee war es, mehr Grün in die Stadt zu bringen. In Berlin-Brandenburg ging man der Idee nach und entwickelte so die Gartenstadt Zehlendorf. Später wird es in Kleinmachnow eine Gartenstadt geben und die Onkel-Tom-Siedlung ist ebenfalls ein Kind der sogenannten Reformbewegung in der Architektur.
Der Teil von Zehlendorf, in welchen die Gartenstadt gegründet wurde, war ländlich geprägt. Ein Pfuhl durchzog das Gelände im Eigentum des Bauern Julius Zinnow, dessen Gehöft auf dem heutigen Kastanienhof lag. Ganz unerschlossen war diese Ecke Zehlendorfs aber noch nicht, schon ab dem 19. Jahrhundert gründeten sich Villenkolonien wie an der heutigen Schrockstraße.
Der Bebauungsplan für das Gelände von 1910 sah Einfamilienhäuser vor, doch die Moderne in Form des Beamten-Wohnungsvereins stand im Raum. Die Beamten lebten damals in prekären Verhältnissen in meist unerträglichen Wohnsituationen. Der Verein stellte ein neues Konzept vor, das Paul Mebes umsetzen sollte. Denn Mebes war bevorzugter Architekt dieses Vereins. Die Vorgabe war es, kostengünstiges, gesundes und familienfreundliches Wohnen zu schaffen. Es sollte ein urbanes Landleben sein, mit deutlicher Formung durch den Menschen.
Paul Mebes war ein bedeutender Vertreter des reformorientierten Wohnungsbaus. Für die Gartenstadt bedeutete dies die Errichtung von Reihenhäusern – klein, aber viele. Das stieß in Zehlendorf, wie es auch beim Dächerkrieg war, nicht auf Gegenliebe.
Im Jahr 1912 änderte sich der Bebauungsplan, womit Reihenhäuser möglich wurden. Das war der Startschuss für die Planungen der Gartenstadt. Ab 1913 entstanden die ersten Häuser. Doch dann kam der Erste Weltkrieg und man stellte weitere Neubauten zurück.
Mit der Genehmigung konnte es losgehen. Es entstanden Häuser mit höchstens 200 Quadratmeter Nutzgarten. Auf sieben Hektar Fläche entstanden 150 Zweigeschosser. Statt Balkone, gabs Lauben und mit einem Aufschlag erhielt man sogar eine Zentralheizung anstatt eines Ofens. Die fast symmetrische Siedlung wurde ins Jrüne gestellt. Die ersten Häuser erinnern mit ihren Verzierungen an den Klassizismus. Im April 1913 wurden die ersten 52 Haushalte fertig. Im Oktober gingen die Bauarbeiten weiter.
Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte ein eklatanter Mangel an Wohnraum vor, sodass die Mietpreise explodierten. Ab 1919 entstanden weitere Häuserzeilen, ebenfalls durch Paul Mebes und seinem Schwager Paul Emmerich entworfen. Dieses Mal sparte man viel an den Ziegelputzbauten ein, die Verzierungen fielen beispielsweise weg. Auch die Anzahl der unterschiedlichen Haustypen wurde reduziert. Dafür setzte man auf Farbe – wie später auch in der Onkel-Tom-Siedlung.
Die Leiden der jüngeren Vergangenheit rieten zur Selbstversorgung. So entstehen auch Kleintierställe entlang der Neubauten. Ein Kindergarten nimmt erst in den 1930er Jahren Gestalt an.
Ab 1921 kommt es zur nunmehr dritten Bauwelle abermals aus der Wohnungsnot heraus. Die Demokratie brachte allerdings neue Akteure mit sich. Gemeinnützige, aber private Unternehmen bauten nicht zuletzt unter Beteiligung der Gewerkschaften an der Erweiterung der Gartenstadt Zehlendorf. Abermals wurden Mebes und Emmerich aktiv. Sie bauten Geschoß- und Einfamilienhäuser als Doppelhaushälften. Heute würde man von einer Verdichtung sprechen. Abermals setzte man auf Farbe und offenbar war sie rot.
Ab 1930 wird man abermals bautätig. Dieses Mal entwarf der Architekt Franz Tonndorf die Neubauten, womit die Lücke geschlossen wurde. Während die Siedlung vom Krieg weitgehend verschont blieb, starb Tonndorf 1945 an Kriegseinwirkungen. Ab den 50er Jahren beseitigte man die Schäden dort auch.
Seit den 1980er Jahren steht die Gartenstadt Zehlendorf unter Denkmalschutz. Viele Informationen dazu fand ich in der Chronik des Heimatvereins Zehlendorf Heft von 1999.
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