berlin 1847
Obwohl das Mittelalter schon im 16. Jahrhundert endete, blieben die Bürgerrechte, die Aufklärung und die Feudalherrschaft bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts in dieser Zeit der Unterdrückung verhaftet. 1815 haben sich die Fürsten nach dem Sieg über Napoleon erneut zur Herrschaft erhoben. Derweil brodelt es immer stärker, während die Armen ärmer und der Adel und die Kirche reicher werden.
Bis es zu Barrikaden und Tumulten im März 1848 kam, dauerte es etliche Jahre des Elends. Die notleidende Bevölkerung verdoppelte sich während des sogenannten „Vormärz“ und stellt fast die Hälfte der Berlinerinnen und Berliner. Den gesellschaftlichen Teil des Klassizismus nennt man daher auch Pauperismus – die Zeit der Armut.
Neue Technologien, die Industrialisierung stehen im Kontrast des konservativen und repressiven Adels, der keinen Wandel zulässt. So hängen die deutschen Staaten in der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung weit zurück.
Derweil wächst die Bevölkerung, die aber in der überwiegenden Masse von extremer Armut betroffen ist. Es herrschen nicht nur hohe Wohnungs- und Arbeitslosigkeit vor, auch die Lebensmittelpreise sind horrend gestiegen. Hunger ist in deutschen Landen keine Seltenheit, während der Adel Prachtbauten erstellt und ausschweifende Partys feiert.
Die Zersplitterung der Fürstentümer, die an ihrer Macht kleben, erschwert politische Änderungen. In Preußen beginnt die Separation, also die Möglichkeit für privates Grundeigentum und das Ende der Leibeigenschaft. Aber Bürgerrechte und Freiheit tauchen noch lange nicht am Horizont auf.
In Frankreich begann die Welle des Liberalismus. Der französische König wurde abgesetzt. Das entflammte ein Leuchtfeuer der Hoffnung für Freiheit und Einheit in den deutschen Landen.
Zudem kam es im Jahr 1846 zu drastischen Ernteausfällen, sodass sich die Vorräte im Jahr darauf zum Ende neigten. Die Kartoffelfäule wütete im Nahrungsvorrat vieler Länder und der Getreideertrag sank um etwa die Hälfte. Der blanke Hunger stand den Menschen ins Gesicht geschrieben.
Die Menschen in den Städten traf die Lebensmittelknappheit umso härter und vor allem in Preußen gab es viele zehntausende aufständische Frauen und Männer mit knurrendem Magen.
In Berlin kam es am 21. April 1847 zur sogenannten „Kartoffelrevolution“. Diese Aufstände mit diesem Namen gab es auch anderenorts.
Die Stadtverordneten kritisierten schon 1846 zu Recht die schlechte Vorratsplanung in Berlin. Denn andernorts kaufte man Getreide an. Erst 1847 begann Preußen mit dem Ankauf von Getreide auf dem internationalen Markt – und wurde prompt über den Tisch gezogen. Hinzu kam preußischer Pedantismus, weshalb sich der Marktpreis während des Frühjahrs 1847 vervielfachte. Arme Leute hungerten und davon gab es umso mehr aus der Textilbranche. Diese Arbeitskräfte wurden wegen der Billigimporte aus England entlassen, wo man mit der Industrialisierung und Maschinen schneller mehr produzierte.
Und während die Marktpreise schwindelnde Höhen erreichten, zockten viele Berliner Bäckereien und Fleischer ihre Kundschaft ab. Sie bekamen minderwertige Ware zu überhöhten Preisen. Die Preislisten sollten dann von der Polizei geprüft werden, aber das war gar nicht umzusetzen.
An jenem Apriltag 1847 kam es dann zur Eskalation auf dem Markt. Womöglich an mehreren Ecken der Stadt Berlin hatten die Menschen die Schnauze voll und nahmen sich das Essen mit Gewalt. Am Mehringplatz soll ein loses Mundwerk einer Kartoffelverkäuferin den Anfang gemacht haben. Die Energie des Aufstands erfasste ab Mittag die ganze Stadt und die Wut gegen das repressive Königshaus nahm Fahrt auf. Auch die Kirchen, die dem König unterstanden, waren Ziel der aufgebrachten Menge.
Zwei, drei Tage lang, stahlen die von Hunger getriebenen Aufständischen Brot- und Fleischwaren – wobei es auch Ausdruck sozialer Ungleichheit war. Daher wurden alsbald auch beispielsweise Möbel entwendet. Das gesellschaftliche Leben erlahmte, denn alles fürchtete die Demolierung ihrer Geschäfte.
Die Berliner Polizei war weder dafür ausgebildet, noch ausgerüstet, noch Willens für den Hungerlohn Prügel zu beziehen. Daher rückte das Militär aus, die den Aufständischen nachsetzten und den Märkten zu niedrigen Lebensmittelpreisen zu verhelfen.
Die Revolutionäre, hauptsächlich Arbeiter und Handwerker, wurden hundertfach verhaftet – allerdings mangelte es an Gefängniszellen. Ein ordentliches Verfahren erhielten nur Wenige, die meisten verbleiben im Dunkel der Geschichte. Das härteste Urteil traf einen 32-jährigen Arbeiter. Er hatte einen Offizier, einen Adeligen, geschlagen und ihm den Säbel entwendet. Die Strafe lautete zehn Jahre Zuchthaus, wo er zudem 30 Hiebe erhielt. Am 15. Oktober gab es für viele Inhaftierte eine Amnestie.
Der Aufstand war vorbei, doch bezeugte er die Hilflosigkeit des preußischen Adels. Deshalb nahm man personelle Änderungen vor. Der Hardliner Friedrich von Wrangel wurde im Jahr drauf neuer Stadtgouverneur. Außerdem erließ man Exportverbote für Kartoffeln, um die Versorgung sicher zu stellen. Aber ein Konzept zur Beseitigung der Armut wurde nicht einmal angedacht.
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