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Weinanbau im spätmittelalterlichen Kleinmachnow

Im beschaulichen Kleinmachnow gab es eine lange Tradition des Weinanbaus, der sich über Jahrhunderte erstreckte. Davon zeugt heute noch der Name des früheren Winzergebiets.

Man mag sich schon mal gewundert haben, warum man in Kreuzberg oder in Potsdam Wein anbaut? Diese Idee ist denn gar nicht mal so neu! Wann der erste Wein hier angebaut wurde, ist unbekannt. Aber es ist aktenkundig, dass Kleinmachnow da schon früh mitmischte.

Weinanbau in Brandenburg

Der Wein und sein Prestige. Seit der Antike gilt er als das Getränk der Adeligen. Das barbarische Volk der Germanen bevorzugte Bier, die zivilisierten Römer tranken Wein. Im ausgehenden Mittelalter war es dem gemeinen Volk gar verboten, vom Rebensaft zu kosten. Sehr viel später ließ auch der Alte Fritz den Wein anbauen.

Tatsächlich besteht aber eine längere Weinanbau-Tradition in Brandenburg, wenngleich in kleineren Umfang. Die Zisterziensermönche brauchten den Wein für die Heilige Messe. Bald schon kam eine weitere Konsumgruppe hinzu: der Adel. Die Anbaufläche in Brandenburg war aber offenbar überschaubar. Die Klöster handelten aus Eigenbedarf.

Der Anbau erfolgte überall im heutigen Berlin-Brandenburg, denn die Kurfürsten, die ab dem 15. Jahrhundert aus den Reihen der Hohenzollern stammten, wollten nicht auf das rauschende Wässerchen verzichten. Die Anweisung zum Anbau diente also auch der besseren Versorgung des kurfürstlichen Hofs.

Die Qualität dieser Erzeugnisse reichte wohl nicht an die sonnenverwöhnten Produkte aus dem Süden heran. Die qualitativen Differenzen im Mittelalter mögen auch mit einer noch nicht erwachsenen Tradition und fehlendem Know-How zusammengehangen haben. Im Jahr 1578 erließ der Kurfürst Johannes Georg daher die erste Weinmeister-Ordnung in der Mark Brandenburg. Allein in Werder an der Havel brachte das im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Weinmeistern und bewirtschafteter Weinberge ein. Damit springen wir ins 18. Jahrhundert.

Wo die Sonne den Wein nicht ausreichen verwöhnte, führte die schlechte Witterung zudem zu so manchem Ausfall. An die Stelle des Weins trat in Werder zum 19. Jahrhundert dann der Anbau von Beeren. Wie es sich zeigte, kann man daraus ebenfalls ein berauschendes Getränk herstellen.

Der Alte Fritz war ein großer Fan des gekelterten Traubensafts und schuf den königlichen Weinberg beim Schloss Sanssouci im Jahr 1769, welcher zusammen mit der Adelsherrschaft eingestellt wurde. Die Kultivierung in Potsdam gehört damit zur Spätzeit des brandenburgischen Weinanbaus, der heute nur noch symbolisch fortgesetzt wird. In Potsdam ist dem seit 2014 wieder so.

Mittelalterlicher Weinanbau in Kleinmachnow

Lange bevor der Alte Fritz im 18. Jahrhundert den Anbau in Potsdam anordnete, gab es einen Weinanbau in Kleinmachnow. Wo genau das war, lässt sich heute noch auf Straßenkarten finden, denn der Weinberg von Kleinmachnow hat bis heute seinen Namen behalten. Kleinmachnows älteste Eiche am Weinberg ist ein lebender Zeuge dieser Zeit. Dieser Baum erlebte bereits die Kurfürsten und den Weinanbau.

In den frühen Tagen der Kurfürsten stand dem Adel wohl der Ertrag zu. Im Jahr 1533 erließ der Kurfürst die Anordnung, dass einem Weinstock-Schädiger die Hand abzuschlagen sei. Im Jahr 1580 ließ der Kurfürst Johann Georg das Getränk des Adels für den Pöbel verbieten.

Der Anbau erfolgte, so Christiane Heilmann vom Heimatverein Kleinmachnow, vermutlich im Auftrag der Familie von Hake – dem ortsansässigen Adel. Die „Weinberge bei Machnow“ wurden urkundlich im Jahr 1555 erwähnt. Es handelte sich dabei um ein Lehen. Es war eines von 93 Weingütern in Berlin und Umgebung, die zur Zeit des Kurfürsten Joachim I (1484 – 1535) existierten. Leider lässt sich heute nicht mehr herausfinden, um welchen Wein es sich in Kleinmachnow handelte. Frau Heilmann geht davon aus, dass der Weinkonsum der Nahrungsergänzung gedient haben könnte.

Die qualitativen Einbußen, die geringe Ausbeute, die Ausfälle, die sich auch im 18. Jahrhundert zeigten, dürften auch im 16. Jahrhundert bestanden haben. Dennoch findet der Weinanbau in der Gegend recht spät ein Ende. Der letzte Winzer von Kleinmachnow war der Weinmeister Gottfried Bathe. Er starb im Jahr 1857 und niemand wollte diese Winzertradition in Kleinmachnow fortführen.

Ich danke Christiane Heilmann vom Heimatverein Kleinmachnow für die ausführlichen Auskünfte, die tolle Arbeit und die Hilfe für Berlin-Teltow.de!

meister

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