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Großbeeren ist einer der ältesten Orte der Region

Großbeeren blickt auf eine lange Siedlungsgeschichte mit unterschiedlichen Völkern und Stämmen zurück. Eine kleine Zusammenfassung.

Berlin ist sehr wohl die größte Stadt der Region. Na ja, eigentlich ganz Deutschlands, aber Berlin ist lange nicht so alt wie Großbeeren.

Vorgeschichte von Großbeeren

Wann genau der Ort gegründet wurde, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Aber Funde legen eine Besiedlung bereits zur Steinzeit nahe. Werkzeuge zur Bearbeitung von Feuerstein, ein Steinbeil, Gefäße und andere menschliche Hinterlassenschaften wurden im östlichen Teil des Gebiets von Großbeeren gefunden. Die Siedlungen hatten bestand, denn auch aus der Bronzezeit konnten Funde gemacht werden. Des Weiteren fand man Scherben und Spinnwirtel zur Fertigung von Textilien.

Bei Kleinbeeren fand man ein Urnengrab und Siedlungsreste in der Nähe des heutigen Sportplatzes.Diese Funde stammen aus der Zeit der Germanen aus den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten. Dabei handelte es sich die heutigen Schwaben (Suebi), deren Ursprung vermutlich in Skandinavien liegt. Sie siedelten in dem Gebiet bis zur Völkerwanderung im 4. Jahrhundert n. C. Davon zeugen Brandgrubengräber und weitere vorgefundene Siedlungsreste. Die Suebi breiteten sich von der an der Ostsee etwa bei Swinemünde aus. Der Name Swinemünde leitet sich von dem antiken Stamm ab und auch die Ostsee war einst das Mare Swine, das “Schwäbische Meer”. Ein Begriff, der heute für den Bodensee genutzt wird.

Mit der Völkerwanderung ab dem 4. Jahrhundert zogen die Suebi bekannterweise nach Süden. Sicherlich war das Land nicht ganz unbewohnt, manche Germanen blieben wohl hier, aber die Siedlungsdichte ging stark zurück. Diese Lücke nutzten ab dem 6. Jahrhundert die Slawen. Im Laufe der Zeit nahmen die Stämme der Spreewanen, Lusitzer und Wilzen das Land in Besitz. Gefundene Tonscherben belegen, dass sie hier auch Kulthandlungen vorgenommen haben. Entsprechende Funde wurden vor allem auf dem Areal des heutigen Instituts für Gartenbau gemacht. Weil sie keine Schriften hinterließen, weiß man nur wenig über sie.

Im Laufe des 9. bis 12. Jahrhunderts entwickeln sich die Ortschaften Großbeeren und Kleinbeeren, was mit Keramikfunden belegt wurde. Auch in jenen Tagen wechselten sich die Stämme hier ab. Ab dem 12. Jahrhundert dringen die Deutschen vor und es entsteht die Mark Brandenburg. Der spätere Feudalherr für diesen Ort, die namensgebende Adelsfamilie der von Berne, was zu von Beeren wurde, kommt zu dieser Zeit in die Gegend.

Geschichte von Großbeeren und des Adels von Beeren

Urkundlich wird der Ort Großbeeren im Jahr 1271 fassbar. Großbeeren wird als “Grossen Bern” genannt und war 50 Hufen groß. Die Doppelstadt Berlin/Cölln war mit 47 Hufen in diesem Jahrhundert etwas kleiner. 14 Jahre später, im Jahr 1285, wird Klein Bern (Kleinbeeren) erwähnt. Der Ort befand sich an einer wichtigen Handelsroute nach Leipzig. Besitzungen hatte hier auch das Kloster Spandau.

Mit dem 3. Januar 1344 tritt auch der Ortsadel von Berne (von Beeren) ins Licht der mittelalterlichen Urkunden. Die Familie stellte den Vogt (Voigt): Mattias von Berne zu Teltow und sein Bruder Otto von Berne. Beide erhalten nach dem Tod des Vaters das Lehen über Groß- und Kleinbeeren. Wie schon ihre Vorfahren implizierte dies das Patronat über die Kirche, die Gerichtsbarkeit, das Jagd- und Krugrecht und weitere herrschaftliche Rechte. Sie bezahlten beispielsweise den Pfarrer, der für sie Sprachrohr war und das Ohr am Volk hatte, und sie sprachen Recht in den Grenzen des Orts, der 1356 als magna berne erwähnt wurde.

Zum Ende des 14. Jahrhunderts brachte es Großbeeren weiterhin auf 50 Hufen Fläche. Diese wurden von 26 Bauern bewirtschaftet. Des Weiteren gab es 8 Kossäten (Kotter, also Personen ohne Landbesitz), eine Wirtschaft (Krug) und eine Windmühle. Auch Neubeeren wird 1375 erwähnt, das damals Melvendorf hieß. Es war etwa halb so groß, hatte jedoch auch eine Kirche. Schon 1435 war Neubeeren aber verlassen worden.

Im 15. Jahrhundert wuchs Kleinbeeren auf 41 Hufen heran und konnte ebenfalls eine Kneipe vermelden. 1487 wurde ein Friedrich von Beeren erwähnt, der das Areal ebenfalls als Lehen erhielt. Ab dem 17. Jahrhundert entsteht der Kreis Teltow, zudem auch Großbeeren zählt. Dies bleibt auch so bis 1952. Der erste Ortsvorstand, ein Schulz, wurde 1520 genannt.

Kreis Teltow Großbeeren

Um das Jahr 1600 entsteht das Gutshaus Kleinbeeren und acht Jahre später wird das Rittergut das Domizil der Adelsfamilie von Beeren. Ab 1618 reduziert sich die Bevölkerung infolge des Dreißigjährigen Krieges. Zu dessen Ende 1648 leben weniger als fünf Bauern und vier Kötter in Großbeeren. Auch die anschließende Hungerlage reduziert die Bevölkerungszahl weiter. Dies ändert sich erst mit der Besiedlungspolitik durch den Brandenburger Kurfürsten Friedrich Wilhelm. 1671 waren es acht Bauern, 9 Kossäten, ein Müller und ein Schafhirte. 1668 erwarb der Ortsadel weiteres Land von der Familie Berktzow.

Allmählich nahm die wirtschaftliche Freiheit an Fahrt auf: 1725 wurde die Mühle von Kleinbeeren an einen Müller verpachtet, ab 1748 betrieb die Schmiede Tismer eine Seidenraupenzucht im Keller. Dann führte der preußische König Krieg gegen Österreich im Siebenjährigen Krieg, was Großbeeren 1760 fast gänzlich zerstörte. Auch Neubeeren war wieder bewohnt, aber horrende Pachten und Abgaben führen 1771 dazu, dass Neubeeren erneut verlassen wurde.

Der Grund für die gesteigerten Pachten war der Tod von Karl Ludwig Ernst von Beeren im Jahr 1769 und dessen Sohn Hans Heinrich Arnold von Beeren übernahm. Er ging als Geist von Beeren in die Fontane-Geschichten ein. Vier Jahre war Neubeeren leer, bis ein Bauernhof für Tagelöhner entstand. Der Barock wurde 1791 in Kleinbeeren mit dem Lustgarten erwähnt.

Ab 1800 wurde Großbeeren Teil der Poststraße nach Luckenwalde. Die Bevölkerung erhöhte sich weiter und neue Geschäfte entstanden.

Das Ende der Adelsfamilie von Beeren

Der Geist von Beeren war der letzte Gutsherr über Klein- und Großbeeren. Er starb am 15. Dezember 1812 in Berlin. Der Letzte aus dem Haus Beeren, der Generalmajor Karl Friedrich Hermann von Beeren, verstarb 1817 unverheiratet. Hans Heinrich Arnold von Beeren hatte zwar eine Tochter, doch das Rittergut war hoch verschuldet und teils bereits veräußert worden.

Der sogenannte “Geist von Beeren” brachte viel Geld mit seiner Verschwendungssucht durch. Außerdem war er ein streitsüchtiger Zeitgenosse, was sich in etlichen Prozessen verdeutlichte. Er hatte aber auch reich eingeheiratet. Als er starb, kaufte seine Witwe Teile des Ritterguts wieder zusammen. Das Gut Kleinbeeren pachtete ein Mann namens Mumme, der es später auch erwarb. Er war der Onkel von Theodor Fontane. Die Tochter von Beeren verstarb bereits 1823, was die Witwe Beeren zum Verkauf anhielt. Von da an ging das Gut durch verschiedene Hände. Auch Berlin kaufte sich ein, um das Gelände als Rieselfeld zu nutzen.

Zehn Jahr zuvor, 1813, wurde Großbeeren durch die bekannte Schlacht stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Einwohnendenzahl sank auf rund 200 Personen. Der Schinkel-Obelik wurde 1817 eingeweiht. Ab 1838, mit dem Bau der Strecke von Berlin nach Großbeeren, dominiert die Eisenbahn für den Güterverkehr. 1841 wird die Haltestation Großbeeren eröffnet. 1860 zählte Großbeeren 700 Bürgerinnen und Bürger und mit 1900 wurden es, auch wegen der Rieselfeldwirtschaft, mehr als 2.100 Menschen.

Zur Mitte des 19. Jahrhunderts verlegte Siemens hier ein Kabel für die Telegrafie und die Eisenbahn wurde weiter ausgebaut. Die Wirtschaft des Ortes war durch Handwerker bestimmt. Im Jahr 1881 wurde das Gut Großbeeren an die Stadt Berlin verkauf, die hier weitere Rieselfelder einrichtete. Von hier aus wurden auch die Rieselfelder in Ruhlsdorf, Heinersdorf und Diedersdorf verwaltet. 1882 wurde eine Hanffabrik gebaut, die jedoch kurze Zeit später abgebrannt ist. Der Gedenkturm wurde 1913 erbaut.

Während des Zweiten Weltkriegs beherbergte der Ort Großbeeren ein KZ für politisch Andersdenkende. In den drei Jahren seiner Existenz waren hier insgesamt 45.000 Menschen inhaftiert, die zur Zwangsarbeit verpflichtet wurden. Fast 1.200 Personen starben unter den erbärmlichen Bedingungen. Darunter auch Kriegsgefangene aus der Sowjetunion, Polen, Frankreich, der ehemaligen Tschechoslowakei, aus Belgien und aus Deutschland. Auch ihnen wird an der Bülow-Pyramide gedacht.

Die Rote Armee befreite Großbeeren am 23. April 1945. Während der DDR-Zeit wurde das Land des Gutshofs neu verteilt. In den 1950er Jahren entstand das VEB Fahrzeugwerke Großbeeren und 1960 die LPG. Das Gut Osdorf wurde 1968 wegen des Mauerbaus um West-Berlin abgerissen. Seit 2001 ist Großbeeren eine amtsfreie Gemeinde.

2003 wurde hier ein “Polizeiruf 110” gedreht. Der Titel: “Die Schlacht”. Die Folge der Krimi-Serie nimmt die Schlachtnachahmung in den Mittelpunkt. Die Folge kann man via Amazon sehen (↑). Diese Schlacht wird alljährlich nachgestellt. Bilder des Siegesfests 2022 findet man auch hier.

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meister

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